12 Drummers Drumming


Late Night Show in London. Punkt 11 Uhr steigen die Fünf auf die Bühne des Szene-Lokals. Der Laden – ein endlos langer Schlauch – ist nicht gerade gerammelt voll, dennoch gut gefüllt. Nicht jeder Besucher scheint sich im klaren, daß da vorne eine Rockband aus good old Germany steht. Dieses wird vielen erst bewußt, als Sänger Rudi Edgar, die kehlige Röhre aus Südafrika, die erste Ansage startet: „Wir werden wie bei uns in Deutschland einen Set von anderthalb Stunden spielen. Keine Pause!“ Ein einsames Echo aus der Masse: „Oh no!“

Die Männer aus Mönchengladbach lassen sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen. Von Beginn an wird gnadenlos Gas gegeben. Baß und Schlagzeug bilden eine verschweißte Einheit: trocken, satt und treibend der Drum-Sound; wühlend und agil der Baß. Rock mit Funk-Drive. Dazu zwiebelt Gitarrist Ralf Äußern spritzige und glasklare Riffs hinein. Keyboarder Colin Drummond ist der Mann für die pointierten, galanten Melodien.

Und dann ist da noch er: Rudi Edgar. Der Sänger. Ein Vokalist von Format. Ein Typ, wenn nicht gar mit Charisma, so doch zumindest mit ungeheurer Ausstrahlung. Zunächst wirkt er gebremst und etwas genervt, als er schlaksig im langen Trenchcoat am Mikro agiert. Doch die Band treibt ihn rein, in die Verausgabung, in die Action. „Out On The Streets“, „We’ll Be The First Ones“, „Money To Burn“ – die markanten Songs des starken Studio-Debüts werden in eine rauhe Live-Version gepreßt. Höhepunkt bildet die gedehnte, dennoch äußerst kompakte Bühnen-Fassung von „Have You Heard It“.

Man spürt die Konzert-Erfahrungen, die die Drummers in den letzten Monaten in Deutschland, Holland und England gesammelt haben. Das Quintett ist ein Team exakt aufeinander abgestimmt mit genügend Freiheiten zur individuellen Darstellung. So hat Rudi Edgar seinen Solo-Kick, als er – nur begleitet von der E-Gitarre – eine gefühlvoll interpretierte Ballade bietet. Da verstummen gar die permanent, aber dezent aus dem Hintergrund eingeworfenen Kommentare der versammelten Briten.