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Die vermeintlich Schuldigen für den Amoklauf am Gutenberg-Gymnasium von Erfurt waren schnell ausgemacht. Konstruktive und realitätsnahe Lösungsansätze vermisste man indes schmerzlich.

Kein guter Schüler, aber ein guter Schütze muss Robert Steinhäuser gewesen sein. Am Morgen des 26. Juli ermordete der 19-Jährige in einer Viertelstunde 13 Lehrer, zwei Schüler, eine Sekretärin und einen Polizisten. Viele starben an gezielten Kopfschüssen. Über den Grund der Tat spekulieren Psychologen noch heute. Auslöser aber wird sein Verweis von der Schule gewesen sein – den er seinen Eltern verheimlicht hat. Ganz Deutschland fragte sich wie benommen: „Wie kann so etwas passieren?“ Steinhäuser galt als schüchtern, spielte leidenschaftlich Handball und warseiteineinhalbJahren Mitglied im Polizeischützenverein „Domblick“, hatte eine Waffenbesitzkarte, eine Pistole, eine Pumpgun und jede Menge Munition. Vielleicht lag’s ja daran. Videokassetten mit Action- und Horrorfilmen, Ballerspiele für den Computer und harten Heavy Metal fand die Polizei in seinem Zimmer- und damit eine ganze Reihe von möglichen Ursachen für den Amoklauf. Prompt rief Bundeskanzler Gerhard Schröder Fernsehmacher, Internet-Provider und Computerspiele-Hersteüer an einen „Runden Tisch gegen Gewalt“. Und der Justizminister kümmerte sich persönlich darum, dass das Computerspiel „Counterstrike“ von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften indiziert wurde. Als „Gewaltspiele“, „Hassindustrie“ oder „Software für das Massaker“ wurden LAN-Parties pauschal gegeißelt und reflexhaft für die „zunehmende Gewaltbereitschaft“ der deutschen Jugend verantwortlich gemacht. Dass es in solchen Daddelgruppen recht friedlich zugeht, passte nicht ins Bild und wurde fix ausgeblendet. Als Nächstes erschien auf der Anklagebank: der Nu Metal insgesamt und die Kaspervon Slipknot im Besonderen. Denen waren die Anschuldigungen aus Deutschland sogar eine Pressemitteilung wert: „Unsere tiefsten Sympathien gelten den Opfern und ihren Familien, die diesen sinnlosen Akt der Gewalt erleiden mussten“, schrieben die Musiker. Es sei aber „albern, unsere Band oder irgendeine andere Form von Musik für die Tat verantwortlich zu machen“. „Unser Littleton“, titelten die Zeitungen in Anspielung auf ein ähnliches Massaker in Colorado. Was bleibt ist die simple Erkenntnis: Jugendliche mit dem nötigen Hass, der nötigen Ausrüstung und dem nötigen Quentchen Schwachsinn für eine solche Bluttat gibt es auch hierzulande, nicht nur in den USA.