5 Fragen an Adam Green


Über Musiker, die seine Songs covern, Bob Dylan und die Nebenwirkungen von Energy Drinks aufs weibliche Geschlechtsorgan.

1 In den vergangenen paar Monaten war es ungewöhnlich ruhig um dich. Was war los?

Ich habe mein neues Album aufgenommen. Es wird cool werden, das kann ich dir jetzt schon sagen. Ich singe natürlich wieder wie ein Mädchen, habe Gospelsänger dabei und Bläser. Du wirst mich nicht wiedererkennen. Die Leute von meinem alten Label waren der Meinung, dass ich zu viele Platten veröffentliche. Ich dagegen finde, dass eine Platte pro Jahr vollkommen in Ordnung ist. Ich gehe sogar so weit, zu sagen, dass es an Faulheit grenzt, wenn man als Musiker nicht jedes Jahr ein neues Album herausbringt. Ich möchte wieder jedes Jahr eine Platte herausbringen. Ich liebe es, Platten aufzunehmen.

2 Hattest du jemals das Gefühl, von Leuten vereinnahmt worden zu sein, von denen du dich eigentlich nicht vereinnahmen lassen wolltest?

Nein. Das ist eher typisch für Bands, die nicht die künstlerische Kontrolle über ihre Arbeit haben. Ich hatte nie das Gefühl, dass ich ausgenutzt werde. Mein Label hat meine Platten immer erst hören dürfen, nachdem sie fertig waren. Es ist großartig, ein Musiker zu sein. Ich habe ein Apartment und genieße alle Vorzüge, die mir das Leben bietet.

3 Wie „indie“ ist es, sich Konzerte von einem Hersteller von Softdrinks sponsern zu lassen, wie du das im Frühjahr getan hast?

Gesponsert zu werden, ist keine große Sache. Es ist doch schön, wenn man kostenlose Konzerte geben kann. Ich habe das lange nicht mehr gemacht. Es ist ja nicht so, dass da irgendeine Zensur auf mich ausgeübt wird. Das sind vollkommen normale Konzerte. Wenn ich auf einem Festival spiele, das von „Red Bull“ gesponsert wird, hängen ja auch überall Banner und Plakate herum, wo doch jeder weiß, dass „Red Bull“ die pussy schlecht schmecken lässt. Wenn ein Mädchen „Red Bull“ getrunken hat, schmeckt ihre Vagina schrecklich. Jeder weiß das, aber die Leute trinken es trotzdem.

4 Wenn du einen Wunsch frei hättest, der deine künstlerische Karriere betrifft. Was wäre das?

Vielleicht würde ich mir wünschen, nicht mehr nach einem Label suchen zu müssen (lacht). Es ist ja nicht so, dass ich nicht mehr bei Rough Trade sein möchte – aber sie haben nicht mal mehr ein Büro in Deutschland. Ich habe inzwischen ein paar Angebote von den verschiedensten Labels bekommen. Ich möchte ja auch nicht den Superdeal an Land ziehen, es geht mir definitiv nicht um das große Geld, ich möchte lediglich wieder in der Lage sein, jedes Jahr ein neues Album aufzunehmen – wie ich vorhin schon gesagt habe. Ich möchte die kreative Kontrolle über meine Musik haben, und ich möchte auf Tour gehen können. Ich hoffe, dass ich mir meinen Enthusiasmus bewahren kann mit jedem neuen Album, das ich herausbringe. Ich sehe ja, wie viele Musikerkarrieren den Bach hinuntergehen. Sogar die größten Sänger haben lange Phasen in ihrer Karriere, in der sie schreckliche Alben veröffentlichen. Daraus möchte ich lernen. Ich glaube, dass ich ein richtig schlechtes Album einfach nicht veröffentlichen würde. Natürlich ist es sehr leicht, Musikern von außen Ratschläge zu geben: „Sing nicht mehr auf diese Art“ oder „Lass die Drummachine weg“ oder „Such dir andere Musiker“. Aber Bob Dylan wird wahrscheinlich nicht darauf hören (lacht). Ich mag übrigens Dylans aktuelles Album, obwohl er gemeint hat, dass er den Sound nicht leiden kann. Er meinte, die Musik habe im Studio besser geklungen.

5 Und welcher Wunsch ist in Erfüllung gegangen?

Ich habe zwar schon immer gedacht, dass sich meine Songs sehr gut zum Covern eignen würden, aber kein anderer Musiker hat sie aufgenommen. Bis jetzt. Plötzlich fangen die Leute an, meine Songs zu spielen. Dean & Britta haben „We’re Not Supposed To Be Lovers“ auf einer EP gecovert, die von Tony Visconti produziert wurde! Wahnsinn, oder? Der Tony Visconti! Will Oldham spielt die Hauptrolle in dem Independent-Film „The Guatemalan Handshake“. In einer Szene des Films singt Oldham den Moldy-Peaches-Song „Jorge Regula“. Kelly Willis, eine Alternative-Countrysängerin aus Texas, hat „Teddy Boys“ von GEMSTONES gecovert und als Single herausgebracht. John Malkovich produziert gerade einen Film namens „Juno“. Am Ende des Films singen zwei Darsteller den Moldy-Peaches-Song „Anyone Else But You“ im Duett. Ich fühle mich jetzt viel mehr wie ein Songwriter als jemals zuvor, weil diese Leute plötzlich damit anfangen, meine Lieder zu spielen. Das ist großartig.

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