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Back for very good: Das sind die 50 besten Comeback-Alben


Von Blur über Aphex Twin bis John Cale: Wir teilen mit euch 50 großartige Comeback-Alben.


Black Star
NO FEAR OF TIME
2022

Ihr Debüt machte Yasiin Bey und Talib Kweli 1998 zu Ikonen des Conscious Rap. Mit Underground-Ethos und Public Enemy im Herzen lancierten beide Rapper eine Antithese zu dem gerade berühmt gewordenen Pop­stern Diddy – inklusive kunstvoller Referenzen an Schwarze Kultur aus verschiedenen Epochen. Im 21. Jahrhundert widmeten sich beide Solo-Karrieren, Bey verfolgte zudem Film- und Fernsehprojekte, Kweli gründete ein Label. Sage und schreibe 24 Jahre nach dem Black-Star-Erstling war endlich die Zeit für den Nachfolger gekommen. Wie nicht anders zu erwarten, barg der gehörige politische Sprengkraft: „My songs is knowledge to heroes that need honoring / A promise we demolishing all Confederate monuments“, heißt es beispielsweise auf „So Be It“ über einen Beat von Madlib, welcher das gesamte Album in Old-School-Manier produzierte. Einen Haken jedoch gibt es: Die Exklusiv-Rechte der Platte hat das eigentlich idealistisch getriebene Duo an eine Podcast-Plattform namens „Luminary“ veräußert. Für jene, die kein Abonnement abschließen möchten, bleibt der Blick in die Röhre. (Martin Schüler)

 


Tears For Fears
THE TIPPING POINT
2022

In den 80ern zogen Roland Orzabal und Curt Smith als therapeutisch durchgeholtes Duo ihre Kreise, tunkten den Pophimmel mit „Pale Shelter“, „Mad World“, „Shout“ et al in pures Gold. So legendär wie ihre Songs auch das schiefe Binnenverhältnis der beiden, eines der Pop-Wunder schlechthin, wie die Streithähne zwischen Tränen und Ängsten so lange den Kurs hielten. Smith streicht 1991 die Segel, 2004 ist EVERYBODY LOVES A HAPPY ENDING das Ergebnis ihrer Reunion. Eine Fingerübung angesichts des zweiten TFF-Album-Comebacks aus dem Vorjahr, auf THE TIPPING POINT zeigen Tears For Fears sich noch oberhalb ihrer einstigen Bestform. Intensive Preziosen, catchy und komplex, filigranes Ohrwurm-Material einerseits, dabei inhaltlich so ambitioniert, schmerzhaft und tiefgründig wie eh und je, die Konzerte der Band rauschhafte Feiern jenseits von Zeit und Raum. (Ingo Scheel)

 


Urge Overkill
OUI
2022

Nash Kato und Eddie „King“ Roeser schlagen dem Rockkontinuum gleich zweimal ein Schnippchen, unter jeweils umgekehrten Vorzeichen. Konnte das Album ROCK’N’ROLL SUBMARINE (2011), 16 Jahre nach EXIT THE DRAGON, nur in Teilen mit der Vorabsingle „Effigy“ mithalten, drehten sie im Vorjahr den Spieß um. Das Wham-Cover „Freedom“ spaltet die Meinungen noch, zu OUI schließlich kann man tatsächlich nur lauthals ‚Ja‘ sagen. „Necessary Evil“ und „Liturgy“ als supersonische Wiedergänger, „Follow Your Shadow“ ein Gruß an die Schwester aus Havanna, die spukhafte Winterballade „Snow“, alles superb in Klang gegossen, voll juvenilem Drive. Drummer Blackie Onassis bleibt weiterhin absent, Roeser hatte zuletzt gesundheitliche Probleme, aufs Live-Comeback sollte man wohl nicht warten. OUI aber taugt als meisterhaftes Farewell einer Band, wie es sie kein zweites Mal gibt. (Ingo Scheel)


John Cale
MERCY
2023

Es bedarf eines kleinen Hinweises, um dieses Album in die Comeback-Liste aufzunehmen, MERCY ist John Cales erstes Album seit 2012 mit neuer Musik (M:FANS 2016 war eine überarbeitete MUSIC FOR A NEW SOCIETY). Er, der Velvet Underground mit ins Leben und den Viola-Drone in die Rockmusik rief, der als Produzent und Filmmusiker später reüssierte und nicht mehr begründen muss, warum er noch einmal mit einer Songsammlung aufschlägt, hat’s einfach getan. Schwierige Sache. Ist MERCY nun sein R’n’B-Album geworden, das fehlende in der langen Liste, oder eine gute in Dream Pop geschlagene Stunde zu den Gewalt-Narrativen und Klimakrisen dieser Tage, Wochen, Jahre? Vergangenheit (Abschied) und Zukunft (Apokalypse) – John Cale bringt alles in nur wenigen Statements zusammen, begleitet von einer Alternative-Pop-Mischpoke, die dem 80-Jährigen aufrichtig zur Seite steht. (Frank Sawatzki)