9 Woodstock
1970; Regie: Michael Wadleigh
Und jetzt ein Wort, das in so einer langen Strecke auch mal fallen muss: Zeitdokument. Wohl kein zweiter Film in dieser Liste funktioniert so sehr als faszinierende Konserve einer flüchtigen, vergangenen Ära wie Michael Wadleighs aus 200 Kilometer belichtetem Film editiertes Dokument des singulären Ereignisses der Popkulturgeschichte, das das dreitägige, aus dem Ruder gelaufene Festival bei Woodstock im August 1969 war.Man vergesse die ganze Verklärung, die Nostalgie, den Bullshit, die mit der Chiffre „Wood stock“ verquickt worden sind, und sehe und staune einfach über diesen Bilderbogen vom Kulminationspunkt des naiven Hippiedings, der nicht nur einige heute noch packende (und ein paar abgründige) Performances der Creme der damaligen Rockszene zeigt, sondern in Interviews und Drumherum die Verwirrungen, die Naivität, die Absurdität, die Auswüchse, den-noch ein schlimmes Wort-Zeitgeist spüren lässt; all human life is here. Und der Festivalgänger von heute kann immer wieder staunen über den improvisatorischen Wild wuchs dieser ohne-Netz-und-doppelten-Boden-Urzeit. Szenenapplaus: In den Schlusszenen, wenn sich der akustische Bombenhagel von Jimi Hendrix‚“Star Spangled Banner“ über die müllverkrusteten Flächen legt,weiß man:Dieser Traum ist überreif und wird bald platzen. Und am Horizont wartet ein dicker Kater.