We Are Scientists, München, Kleine Elserhalle


Klassische Make-or-break-Situation:Zwei Jahre nach ihrem Hype-Debüt spielen die zum Duo Geschrumpften mit gutem neuem Album, das aber keiner so recht mag, vor halbleerer Halle.

Was war der Bohei groß um diese skurrilen Quacksalber aus New York. Platte des Monats im ME, der Schnurrbart avancierte zum Style-Must-Have, und das Cover mit den drei Miezekatzen führte die imaginäre Hitliste der Lieblings-Bildschirmhintergründe an. Zwei Jahre später fällt die neue, nach Ansicht des Autors unterbewertete Platte brain thrust mastery nicht nur im „Krieg der Sterne“ durch, die Schnauzer sind abrasiert, die Kätzchen würgen in Hinterhöfen des urbanen Ödlands ihr Gewölle hoch. Und in einer nicht eben brechend vollen Münchner Konzerthalle schlurfen Keith Murray,Chris Cain und ihr Aushilfsdrummer auf die Bühne. Mit dem Opener „Nobody Move, Nobody Get Hurt“, einem der zwei großen Hits des Debüts, geht man auf Nummer sicher, erwartungsgemäß schnellen mit den ersten Akkorden die Hände, dann die Füße des Publikums in die Höhe. Wenn die beiden jetzt ihre viel gerühmte Charmkeule auspacken, kann nicht mehr viel schiefgehen. Doch sie tun’s nicht, und vieles geht schief. Keine Lachsalven, keine Juxraketen. Nur die handelsübliche Rock-Anmache.Wie’s einem denn so gehe. Ob man denn auch „a good time“ habe. Immer mehr Besucher unterbrechen den Aufenthalt für immer ausgedehntere Zigarettenpausen. Die neuen Stücke werden schal beklatscht. Da retten auch der Eno-lastige 70s-Rock von „Impatience“ und der The-La’s-la’stige 80s-Alternativepop von „After Hours“ nicht viel. Mit dem zweiten großen Hit ihres Debüts, „The Great Escape“, schließen sich dann Kreis und Zugabenblock. Auf der Abreise wird der Merch-Stand weitestgehend ignoriert und sich über alles außer diesem Konzert unterhalten. What goes up, must come down, klar. Aber muss das denn wirklich so schnell gehen?

»>www.wearescientists.com >» albumkritik me 4/08