Hirnflimmern
„Eis am Stiel heißt’s!“ Kollege Sailer atmet durch. Wie bitte? „Ich bab jetzt minutenlang überlegt“, sagt der Kollege Sailer, „was Steckerleis auf Hochdeutsch heißt. Steckeneis? Stangeneis? Lauter so Schmarrn.“ Nein, richtig, das heißt schon Eis am Stiel. Stangeneis gibt’s aber auch. Hier, ein schöner Satz zu Stangeneis von Wikipedia.de: „Der Begriff Stangeneis leitet sich von dem in Blockformen gegossenen zu Eis gefrorenem Wassers ab.“ Genau. Es ist nicht etwa so, dass sich der Begriff Stangeneis beispielsweise von den Bambusstangen ableiten würde, in denen die alten Chinesen Reis gelagert hätten, woher der Begriff „Stangenreis“ rührte, der über Jahrhunderte und zwei Lautverschiebungen hinweg zu „Stangeneis“ verkürzt worden wäre, der heute eher zufällig oder weil irgendwer Schlaues mit Sprachgefühl erkannt hat, dass er ganz prima dafür passen könnte, für in Blockformen gegossenen zu Eis gefrorenem Wassers verwendet würde, nein: Der Begriff Stangeneis leitet sich tatsächlich von dem in Blockformen gegossenen zu Eis gefrorenem Wassers ab. Man kann sagen: Der Begriff trifft ins Schwarze, isi Stangeneis doch tatsächlich m Blockformen gegossenen zu Eis gefrorenem Wassers. Manchmal ist Sprache so einjach. Manchmal nicht. Letztens kam die Diskussion auf ein Wörtchen, das zum vermeintlich unerlässlichen Handwerkszeug vermeintlich jedes deutschsprachigen Musikjournalisten gehört: das Wörtchen „selbstbetitelt“. Wenn, sagen wir, die Band Tocotronic ein Album veröffentlicht, auf dem nur „Tocotronic“ draufsteht, dann schreibt, liest und spricht man vermeintlich korrekt von „ihrem selbstbetitelten Album“. Ich sage immer „vermeintlich“, weil das natürlich Quatsch mit Soße ist. Weil das von „seif titled“ eingedenglischte „selbstbetitelt“ nicht funktioniert. Man könnte vermutlich sagen, das neue Album von Scott Matthew sei langbetitelt.
Aber ich kenne nur cm „Selbst“ betiteltes Album, und das ist SIUMT von Tilman Rossmy von 1997. Oder man sieht es anders, dann sind die allermeisten Alben selbstbetitelt: Denn wenn, sagen wir, die Band Tocotronic ein Abum veröffentlicht, das KAPITULATION heißt, kann man doch davon ausgehen, dass es nicht ihr crazy Label oder der Bruder des Busfahrers, sondern die Band selbst war, die das Album betitelt hat. Sie hat es ja auch selbst gemacht. Freilich ist gemeint „nach sich selbst betitelt“. Gut. Aber ist es denn nicht sogar so, dass eben gerade bei diesen Alben, die nur den Namen der Band tragen, eben gerade das Betiteln – wohl meist ganz, bewusst – unterlassen wurde? Dass gerade diese Alben eben nicht selbstbctitelt sind, weil sie gar nicht betitelt worden sind? Keuch. Ich glaube, ich schreib in Zukunft „unbetitelt“…. Es sei denn, das Album hat sich selbst betitelt! Über Nacht – zack!, hat sich das Album selbst einen Titel gegeben und ist nun selbstbetitelt. Nur leider, wie’s so ist, fallt Alben nie was wirklich Kreatives ein und sie benennen sich selbst, so sie es denn mal tun, immer nur nach den Bands, die sie gemacht haben. Das wäre echt eigenartig. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es so ist.