Yeah Yeah Yeahs in der Live Music Hall In Köln
Ich bin okay, du bist okay: Die New Yorker Artpunks verströmen bei aller Wuchtigkeit auch eine gewisse Leere.
An Karen O kann es nicht liegen. Denn eigentlich macht Karen O alles richtig-weil anders. Und zwar vom ersten Moment an. Gegen halb zehn betritt sie mit ihren zwei Kollegen die Bühne der vollgepackten Live Music Hall und sieht dabei exaktsoaus, wie sich Lieschen Müller eine New Yorker Kunstpunk-Sirene vorstellt: In eine blau-rot gemusterte Art Kimono gehüllt, den sie mit getigerten Leggins und bommelbehangenen Radfahrerhandschuhen kombiniert, breitet sie langsam die Arme aus. Erst dann setzt die Musik ein. „Runaway“, das anschwellende Eröffnungsstück, klingt heftig nach koreanischem Märchenwaldrock und gibt der Sängerin Gelegenheit, ein paar ihrer Posen vorzuführen. Manches erweckt den Eindruck, als wolle sie obskure Tiere nachahmen, es könnten aber auch asiatische Kampf kunstposen mit Namen wie „Die Hollywoodschaukel“ sein. So lustig es aussieht, so wenig lächerlich ist es doch. Karen Os Posen haben nichts Klischiertes, stereotyp Sexualisiertes oder angestrengt Charismatisches. “ laas feding sad I Can’t help looking back“, singt sie, und man ahnt, dass ihre Kunst eher im Ausdruck liegt. Und wenn sie “ Off with your head I dance ‚tu you’re dead“ proklamiert, ist das zwar hübsch unrockistisch, man hat diesen Lösungsansatz in den letzten Jahren aber auch schon ziemlich oft um die Denkerfalten gehauen bekommen. Rasch ist die Band beim Galeristen-Punk ihrer Frühphase angekommen. Die O hüpft grinsend aul einem Bein herum, als habe sie mindestens zwölf Gründe gleichzeitig, sich zu freuen – sie für dieses beherzte Auftreten nicht zu mögen, ist eigentlich unmöglich. Sie springt, sie jodelt, krächzt, säuselt, tiriliert, zwischendurch spuckt sie immer wieder Wasserfontänen in die Luft – man spricht im ältlichen Rockournahstenjargon in solchen Fällen gern von „alles geben“. Was Schlagzeuger Brian Chase und Gitarrist Nick Zinner dazu auffahren, hat mit dem üblichen lndie-Geschraddel nichts zu tun. Man lernt: Auch krawalliger Kunst-Punk ist inzwischen im Spektrum des beflissenen, präzisen Musizierens angekommen. Alles an diesem Abend ist Ereignis, Energie und Dynamik. Am allermeisten Karen O. Sobald sie jedoch in den Hintergrund tritt, wird es öde. Nach gut einstündiger Spielzeit steht man arg ratlos da. Die Musik der Yeah Yeah Yeahs strahlt bei aller Wucht eine seltsame Leere aus. Fast so, als sei jemand mit viel Brimborium auf eine Apfelsinenkiste geklettert, nur um zu erklären, dass im Grunde alle okay sind und einfach viel mehr tanzen müssen. Womöglich ist ja doch Karen O. in allem schuld.