Julian Casablancas + The Voidz
Virtue
Cult/RCA/Sony
Strokes-Sänger Julian Casablancas hat die musikalischen Steroide wiedergefunden: Mit The Voidz gibt er sich ansteckender Über-80s-Weirdness hin.
Irgendwie verstand ich Julian Casablancas’ Gastauftritt 2010 auf dem gemeinsamen Album von Sparklehorse und Danger Mouse, DARK NIGHT OF THE SOUL, immer uneingestanden als Abdankung und Eingeständnis: „That’s all I am: I’m just a simple guy who talks when you put a microphone in front of him“, sang er damals in diesem gelangweilt-erregten Mäandern, das seine Band, The Strokes, ein knappes Jahrzehnt zuvor zu den Rettern des Rock’n’Rolls machte.
The Voidz sind eine Fortführung der Idee hinter dem gescheiterten letzten Strokes-Album
The Strokes waren zwei Saisons brillant, etwa fünf Saisons lächerlich rockistisch, danach einfach irrelevant. Dass ihr Sänger heute also ein Album aus dem Hut zu zaubern in der Lage ist, das intuitiv begeistert, ist schon eine Überraschung. The Voidz sind interessanterweise eine Fortführung der Idee hinter dem gescheiterten letzten Strokes-Album, deren flirrende Garagen-DNA mit der Soundarchitektur der 80er zu kreuzen.
Casablancas plus Gang kippen da noch einmal kübelweise Okkulto-Weirdness und Spaß drüber und lassen Meta-Pop-Zitate wieder klingen wie heißen Scheiß. Alles eine große Verblendung, aber wenn die Synthies zu selbstgefällig disco-ieren oder die Gitarren zu schwanzig rocken, hat es immerhin an jeder Ecke eine geile Melodie. Bald 20 Jahre nach seinem Durchbruch klingt der gealterte Mann also wieder genauso ausgedacht wie am Anfang. Hat ihm damals gut getan, tut ihm heute gut.
Klingt wie: Sparks – No. 1 In Heaven (1979) / Van Halen – 1984 (1984) / The Strokes – Comedown Machine (2013)