AB Syndrom
Plastik
Herr Direktor/H’Art
Im German Pop-Dubstep der Berliner steckt viel Lust an der Verfremdung.
Seit dem letzten Album HEY HERZ sind die Wahlberliner von AB Syndrom vom Quartett zum Duo geschrumpft. Ihrer an Post-Dubstep und Indietronica geschulten Musik hat das keinen Abbruch getan. Im Gegenteil: Die Konzentration auf die beiden Pole bringt auf PLASTIK eine schöne Zuspitzung mit sich: Zwischen den mit hoher Kopfstimme pointiert sprechgesungenen Texten von Bennet Seuss und dem verschleppten Elektrosound, über den Drummer Anton Kırık wacht, entsteht ein waberndes, schwingendes Feld der postdigitalen Stimmungen.
Die German Angst vor dem German als Pop-Sprache lässt sich überwinden
Und hier zwischen all den an- und abschwellenden Synthesizern und vertrackten Grooves lässt sich sogar die German Angst vor dem German als Pop-Sprache überwinden. Weil die Tracks immer von einer Lust an Vieldeutigkeit und Verfremdung aus gedacht sind. Eher rutscht der Sound in ein paar kurze Glitch-Momente oder eine unerwartete Pause, als dass er sich zu nah an einen Four-to-the-floor-Beat schmiegt.
In den wortspielreichen Texten geht es um eine Welt der Liebesmanöver („Pack deine Taktikblüten zurück in Plastiktüten!“) und Großstadtträume („Wir spucken vom höchsten Haus der Stadt“). In dieser Welt klingt es wunderbar poetisch „Deephouse und Tiefenrausch“ aufeinander zu reimen, hier formuliert man seine verqueren Emotionen in Popzitaten wie „Hattori Hanzō Schwert“ und treibt die Selbstoptimierung auf eigene Wegen voran: „Ich verarsch’ mich jeden Morgen selbst. Ich schreib auf, was mir an mir gefällt.“
Klingt wie: Sizarr – PSYCHO BOY HAPPY (2012) / Bilderbuch – SCHICK SCHOCK (2015) / Golf – PLAYA HOLZ (2016)