The Streets
Der letzte Vorhang fällt: Mike Skinner nimmt Abschied in der Londoner Brixton Academy.
Mike Skinners letztes Konzert in London findet in der Gegend statt, in der er sich zehn Jahre vorher niedergelassen hat. Damals war der aus Birmingham stammende Rapper in die Hauptstadt gezogen, um seiner Karriere als The Streets einen Schub zu verleihen. Fünf Platten, ein halbes Dutzend Hits und unzählige Vollräusche später haben sich knapp 5.000 Fans in Südlondon eingefunden, um dem „Diamond Geezer“ der britischen Popmusik Lebewohl zu sagen. Doch so vielversprechend der Abend mit einem knackigen Medley aus „Outside Inside“, „Trust Me“ und „Don’t Mug Yourself“ beginnt, so deutlich wird in seinem Verlauf, dass Livebühnen auch prächtig ohne Skinner auskommen werden.
„The Escapist“ wird durch die schroffe Performance seiner klanglichen Subtilitäten beraubt und wird so zu tumbem, schematischem Populismus, und auch das lieb gemeinte aber unendlich schnulzige „Never Went To Church“ gewinnt live nicht gerade an Authentizität. Aber sogar die Meisterwerke seiner ersten beiden Platten klingen seltsam flach und uninspiriert – Skinners Hinweis, dass er einen Haufen „intense Painkillers“ geschluckt hat, um überhaupt spielen zu können, verwundert da nicht. Natürlich gibt er sich alle Mühe, das Konzert in ein Event zu verwandeln. Er lässt die Halle auf die Knie sinken und aufspringen, kauft einem Besucher, dem er beim Crowdsurfen versehentlich gegen den Kopf tritt, ein Bier und wünscht sich zu „Going Through Hell“ einen Moshpit „wie bei einem deutschen Metal-Festival“. Leider gehen dabei seine oft unglaublich gut getroffenen Beobachtungen und eloquenten Punchlines häufig unter. „Blinded By The Lights“, auf Platte eine plattmachende, atemlose Chronik eines missratenen, Pillen-verseuchten Clubbesuches, verliert sich in Grasgeruch und bierseligem Gegröle.
Skinner sieht in schwarzem Lacoste-Polo (und sogar ohne) fit und fähig aus – ausgelaugt ist er nicht. Er wird als Drehbuchautor und Künstler weitermachen. Nur seine Band wird es nicht mehr geben. Aber deren Alben, das merkt man heute Abend, sind sowieso das ideale Medium, um The Streets (wieder) zu erleben.