Belle And Sebastian
Boney M. und Goldmedaillen: Bei ihrem Wiener Live-Debüt werden die Schotten wie alte Bekannte empfangen.
Stuart Murdoch strahlt über beide Ohren: „Vienna … finally!“ Im 15. Jahr des Bestehens seiner Band war das erste Wien-Konzert von Belle And Sebastian längst überfällig. Das österreichische Publikum bereitet den Schotten einen warmen Empfang: Geradezu familiär ist die Stimmung in der sonst eher unwirtlichen Konzerthalle des Gasometers. Alle Songs – eine ausgewogene Melange aus Hits und neueren Stücken vom unterschätzten Write About Love – werden textsicher mitgesungen. Dazwischen: Liebevolles Geplänkel mit den Musikern. „Are you invited to the royal wedding?“, ruft ein Konzertbesucher. „Good question“, lobt Murdoch. „If only music journalists would ask us questions like this one more often, instead of what our influences are.“ Ist notiert. So ungezwungen wie die Band mit dem Publikum interagiert, musiziert sie auch: Sarah Martin wechselt zwischen Gitarre, Flöte, Melodica und Violine hin und her. Stevie Jackson zitiert verschmitzt Anton Karas‘ Thema aus „Der dritte Mann“ auf der Gitarre. Ergänzt wird die siebenköpfige Truppe von einem Wiener Streichquartett, das die Songs noch am selben Tag einstudiert hat. Als wäre die Bühne damit nicht voll genug, winkt Murdoch bei „Legal Man“ vier Fans zum Tänzchen zu sich. Bevor er sie wieder ins Publikum entlässt, hängt er jedem eine Medaille um den Hals und gratuliert: „For Austria!“ Spätestens als sich die Band dann noch auf Zuruf zu einer spontanen Darbietung von Boney Ms „Rivers Of Babylon“ hinreißen lässt, hat man ihr das lange Warten auf dieses Konzert verziehen. Schuldig bleiben Belle And Sebastian an diesem Abend nur das Versprechen, bis zu ihrer Rückkehr nicht wieder eineinhalb Jahrzehnte verstreichen zu lassen.