The Singles


Der mysteriöse Walter Jones ist jetzt – zusammen mit Producer Chas Bronz, Sänger Ellipsis und Saxofonist Jesse Allen – unter dem Namen Graceful Exit unterwegs. Der Titelsong der 12-Inch „Revolve Disco“ (DFA) ist ein funkelndes, federleichtes, Funk-infiziertes und mit Italo-Synthies aufgeladenes Stück Disco. Der B-Seiten-Track „Let It Ride“ treibt die Fanfaren-Synth-Sache auf die Spitze.

Mal wieder was Neues von Invisible Conga People nach der 2008er-„Cable Dazed“-Maxi auf Italians Do It Better. Der leicht bis schwer psychedelisierte, perkussionsreiche, analogsynthlastige Sound des New Yorker Duos Justin Simon und Eric Tsai auf „In A Hole“ (DFA) ist aber genau so gut auf dem DFA-Label aufgehoben. Die beiden Tracks „In A Hole“ und „Can’t Feel My Knees“ gibt es – wie es sich gehört – als Dubversions dazu. Aber wir fragen uns trotzdem: Ist das noch Tanzmusik?

Eine wunderbare Idee der Gebrüder Warner zum „Record Store Day“: die extrem limitierte Serie (jeweils 100 Stück) mit farbigen 7-Inches nennt sich „Side By Side“. Darauf covern aktuelle Warner-Künstler Songs von klassischen Künstlern des Labels. Original auf der A-Seite, Cover auf der Flipside. Stellvertretend für die Serie, die fortgesetzt werden soll, seien folgende beiden genannt: Jenny & Johnny – Rilo-Kiley-Frau Jenny Lewis und ihr Partner in allen Lebenslagen Jonathan Rice – haben sich „Love Hurts“ (Reprise/Warner Bros.) von Gram Parsons & The Fallen Angels Featuring Emmylou Harris vorgenommen. Das immer noch Gänsehaut erzeugende Original vom bereits 1973 im Alter von 26 Jahren gefallenen Engel Parsons und seiner Partnerin Harris wird von Jenny & Johnny behutsam und sogar eine Spur minimalistischer interpretiert. Über „Havana Affair“ (Sire/Warner Bros.) der Ramones braucht man kein Wort verlieren. Sie wissen ja, wie der eine Ramones-Song klingt. Hier wird er gecovert von den Red Hot Chili Peppers. Die machen eine „Californication“-mäßige Rockballade daraus. Nicht schlecht. Echt jetzt.

Mal ganz von Anfang an. Logic System war das Projekt von Hideki Matsutake, dem heimlichen Mitglied des famosen Yellow Magic Orchestra aus Japan. „Clash“ (Endless Flight/Kompakt) vom Debüt Logic (1981) gilt als bekanntester Song des Projekts. Hier gibt es ihn im Remix des legendären Disco-House-Mannes DJ Harvey. Wenn wir hier einen Track des Monats auszeichnen würden, dann wäre das dieser. Ein farbenfrohes, mit schweren Synthie-Sounds beladenes Stück Vintage-Elektro-Techno. Auf der B-Seite gibt es den bisher unveröffentlichen Logic-System-Track „Traffic Circuit“. Straight aus den Achtzigern, klingt wie die Zehner.

Neulich gelernt, dass man die Musik von Mount Kimbie nicht Post-Dubstep nennen darf. Da steht man natürlich voll auf dem Erklärungsschlauch, wenn’s um die EP „Carbonated“ (Hotflush/Alive) geht. Diese dem Vernehmen nach letzte Auskoppelung aus dem fantastischen 2010er-Album Crooks & Lovers enthält neben dem titelgebenden Albumtrack und zwei Remixen davon (Airhead, Peter van Hoesen) auch die beiden bisher unveröffentlichten Tracks „Flux“ und „Bave’s Chords“. Nennen wir es: Patchworkmusik, die sich aus den unterschiedlichsten Quellen speist: Trip- und HipHop, Ambient, Plinkerplonker und Dubstep.

Die Singleausschlachtungsoffensive vom Album From The Cradle To The Rave geht weiter. Der schwäbische Ire Marcus Lambkin aka Shit Robot lässt die nächste Kurze folgen. „Losing My Patience“ (DFA), im Original mit dem Gesang von Alexis Taylor veredelt, kommt hier folgerichtig im „Hot Chip Remix“, der allerdings klingt technoider als das Original, das eher wie ein Hot-Chip-Track klingt. Verrückt. Genau wie Remix und Dub der Unabombers.

Für Menschen, die Soundarchitektur toll finden und trotzdem dazu tanzen möchten, ist die „Joli Chat EP“ (Nice Cat Records), eine deutsch-chilenisch-französische „Kollabo“ von Ricardo Villalobos/Los Updates/Anthony Collins gemacht. „I Throw Water Into The Lake“ kommt minimal-housig groovend daher und ist mit sublimem südamerikanischen Flair ausgestattet. „I Miss You So Much“ (minus Anthony Collins) fischt im selben Gewässer, erscheint formal aber ein bisschen strenger.

Auch wieder so eine Wunderkindgeschichte. Marques Toliver aus der Williamsburg-Posse um TV On The Radio und Grizzly Bear, für gut befunden und gefeiert von Jools Holland und Adele, der Adele. Der manchmal ein bisschen süßliche Wunder-und-Märchen-Folk auf der Debüt-EP „Butterflies Are Not Free“ (Bella Union/Coop/Universal) kreist um Tolivers Hauptinstrument, die Violine. Die wird manchmal klassisch, manchmal neoklassizistisch eingesetzt. Irgendwo zwischen Michael Nyman, frühem Marc Almond und The Divine Comedy.