Die ECHO-Verantwortlichen bedauern, dass weitere ECHO-Gewinner ihre Preise zurückgeben – und kündigen erneut Erneuerungen an
Nach Kritik von Stardirigent Daniel Barenboim bemühen sich die ECHO-Verantwortlichen um Unterscheidung ihrer drei verschiedenen Preise – und kündigen wiederholt eine Analyse und Erneuerung der eigenen Mechanismen an.
Die ECHO-Verantwortlichen stellen klar, was eigentlich schon vorher klar war: Der ECHO Pop unterscheidet sich grundlegend vom ECHO Jazz und ECHO Klassik. Auf Facebook und auf ihrer Homepage erklären sie aus aktuellem Anlass: „Der ECHO JAZZ und der ECHO KLASSIK sind zwei eigenständige Preise, zwei eigenständige Preisverleihungen, die zeitlich zu unterschiedlichen Zeitpunkten stattfinden, und sind seit jeher reine Jury-Preise. Im Gegensatz zum ECHO (Pop) gibt es beim ECHO KLASSIK und beim ECHO JAZZ keine aus den Charts resultierende Shortlist und keine automatischen Nominierungen.“
https://www.facebook.com/echo.musikpreis/posts/2020454994651224
Auch Daniel Barenboim will seine Echos nicht mehr haben
Der aktuelle Anlass ist der, dass am Montag auch Stardirigent Daniel Barenboim bekanntgab, seine ECHOs zurückgeben zu wollen. In einem Statement teilte der 75-jährige Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper Unter den Linden mit, dass er sich gemeinsam mit der Staatskapelle Berlin und dem West-Eastern Divan Orchestra zu diesem Schritt entschlossen habe. Barenboim ist demnach zu der Überzeugung gelangt, dass das Album von Kollegah und Farid Bang (JUNG BRUTAL GUTAUSSEHEND 3“) „eindeutig antisemitisch, frauen- und schwulenfeindlich und allgemein menschenverachtend“ sei. „Als Jude, der seit vielen Jahren gerne in Deutschland lebt und Freiheit in der Kunst als ein hohes Gut ansieht, hat mich die Debatte besonders beschäftigt und ich habe auch abgewartet, ob seitens der Verantwortlichen eine adäquate Reaktion hierauf erfolgen wird“, so Barenboim. Barenboim gewann 2012 einen ECHO für sein Lebenswerk. 2013 folgte ein Ehren-ECHO für soziales Engagement. Er ist nach den Dirigenten Mariss Jansons und Christian Thielemann, Rocksänger Marius Müller-Westernhagen, Klaus Voormann, Notos Quartett und Pianist Igor Levit bereits der siebte ECHO-Gewinner, der aus Protest nun seine Preise zurückgibt.ECHO 2019: Nominierungen und Preisvergabe werden analysiert und erneuert
Die ECHO-Verantwortlichen kommentieren: „Dass Trophäen auch von ECHO KLASSIK-Preisträgern zurückgegeben werden, nehmen wir mit Bedauern zur Kenntnis, zumal es hier um unterschiedliche Preise geht. Selbstverständlich aber respektieren wir diese Entscheidungen und berücksichtigen die Preis-Rückgaben in den entsprechenden Verleihungslisten. Ansonsten konzentrieren wir uns zurzeit auf die angekündigte Erneuerung.“
Der Austausch über die Neukonzeption des ECHO habe bereits begonnen. Alle mit der Nominierung und Preisvergabe zusammenhängenden Mechanismen würden analysiert und erneuert werden, was auch die beteiligten Gremien einschließe.Im Vorfeld, während und nach der ECHO-Verleihung 2018 kam es zum Eklat, weil die Rapper Kollegah und Farid Bang trotz, nun ja, kontrovers diskutierter Textzeilen für einen ECHO nominiert wurden, einen gewannen und zudem live auftreten durften. Sogar ECHO-Rekordhalterin Helene Fischer meldete sich in dieser Angelegenheit zu Wort.