„The Rain“ auf Netflix: Herr, lass Charisma regnen
In der ersten dänischen Netflix-Serie transportieren Regentropfen eine Krankheit. Zwei Geschwister kämpfen nun ums Überleben.
Die Intros von Serien sind ja mittlerweile sehr wichtig, manchmal sogar kleine Meisterwerke, die man als Zuschauer auch nach dem zehnten Mal anschauen nicht überspringt. Bei „The Rain“ fallen im Intro als allererstes Regentropfen in Zeitlupe auf Blätter. Damit stellt die Serie klar, dass hier keine kreativen Höchstleistungen zu erwarten sind.
Es ist die erste dänische Eigenproduktion für Netflix, und der größte Neustart für den Streaming-Dienst im Mai. Der Regen transportiert hier eine tödliche Krankheit, löscht weite Teile Europas und vor allem Skandinaviens aus. Simone (Alba August) und ihr Bruder – na klar – Rasmus (Lucas Lynggaard Tønnesen) können als Kinder in einen Bunker flüchten, in dem sie fortan sechs Jahre leben, während die Welt um sie herum vor die Hunde geht.
Vielleicht liegt es daran, dass die erste Staffel der Serie nur acht Episoden hat. Allerdings verpasst „The Rain“, die anfängliche Bunker-Situation voll auszukosten. Mit einem Cut vergehen hier die Jahre, die Isolation und die Sehnsucht nach der Außenwelt der Geschwister wird nicht spürbar. Die Produzenten wollen lieber schnell zu einer „The Walking Dead“-artigen Situation übergehen und halbspannende Wanderungen in einer entmenschlichten Welt zeigen.„The Rain“ auf Netflix: Generische Figuren, kaum Spannung
Schon zu Beginn der zweiten Episode werden Rasmus und Simone von einer Gruppe militärisch organisierter Überlebender aufgegriffen und überfallen. Die Geschwister folgen, es bildet sich eine Survival-Gruppe wie aus einem Young-Adult-Roman. Hübsche Menschen laufen mit Maschinengewehren durch den Wald und achten darauf, dass sie nicht in Pfützen treten. Das Ziel: Der nächste Bunker mit Proviant für die Pseudo-Söldner, der verschollene Vater der Geschwister in Schweden. Dort wird angeblich die Welt gerettet.
„The Rain“ erinnert im Look tatsächlich an die deutsche Serie „Dark“, nur leider kann die Spannung nicht mithalten. Generisch wirken die Figurenkostellationen und der arg geradlinige Plot, wie aus Zombie-Filmen aus der weiten Vergangenheit die Szenen mit Action und Gefahr – „The Rain“ blockiert sich selbst mit dem „FSK 12“-Anspruch.
Schwerer ins Gewicht fällt allerdings die Tatsache, dass die Serie in den ersten Episoden keinen Sympathieträger in Stellung bringen kann. Wenn es diese uncharismatischen jungen Leute sind, denen die Zukunft gehört, dann soll es eben regnen.
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