„GoT“-Komponist Ramin Djawadi im Interview: „Die Leute werden sich über mein akzentfreies Deutsch wundern“
Seine Lieder kennt jeder Serienfan: Aus „Game of Thrones“ und aktuell wieder aus „Westworld“, nun ist der gebürtige Duisburger auf Tour im deutschsprachigen Raum. Zuvor hat uns der 43-Jährige erklärt, was seine Show von den bisherigen „Game of Thrones“-Konzerten unterscheidet.
Ramin Djawadi ist aktuell nicht nur einer der erfolgreichsten Komponisten der Filmwelt, sondern auch ziemlich höflich. Vor dem Interview entschuldigt er sich erst einmal dafür, dass sein Deutsch nicht mehr in jeder Sekunde perfekt ist. Immerhin lebt der gebürtige Duisburger schon seit Jahren in den USA, arbeitete sich dort durch Scores für „Iron Man“, „Pacific Rim“ und diverse Videospiele aus dem Schatten seines Mentors Hans Zimmer heraus.
Den Kultstatus erreichte Djawadi schlussendlich mit „Game of Thrones“, dessen Intro auch nach sieben Staffeln niemand skippen möchte – zu gut, zu episch ist der Sound, den Djawadi im Laufe der Serie aber selbst noch mehrfach in den Schatten stellen sollte. Auf YouTube finden sich mittlerweile etliche Cover-Versionen von Stücken aus der HBO-Serie, für „Westworld“ entwirft Djawadi derweil selbst überragende Coverversionen, zum Beispiel von Radiohead, Soundgarden und Nirvana.
Das musikalische Gesamtwerk der HBO-Serie „Game of Thrones“ wurde schon in den vergangenen Jahren mehrfach live aufgeführt, aber noch nie mit dem Schöpfer selbst – zumindest nicht in Europa. Es ist also fast schon zwangsläufig, dass Djawadi in der langen Pause vor der letzten „Game of Thrones“-Staffel auf Tour geht und ab dem 14. Mai durch den deutschsprachigen Raum tourt.
Musikexpress: 90 Prozent der deutschen „Game of Thrones“-Fans kennen zwar deine Musik, wissen aber wohl nicht, dass du Deutscher bist.
Ramin Djawadi: Das kann gut sein, mein Name gibt es aber auch nicht her. Sie werden bei den Konzerten wohl überrascht sein, wenn ich mir das Mikrofon greife und akzentfrei Deutsch spreche. Ich persönlich freue mich jedenfalls, dass wir mit der Show nach Europa kommen. Ich bin hier geboren und aufgewachsen, hätte aber nie gedacht, dass ich jemals meine Arbeit in Deutschland in dieser Form präsentieren könnte.
Vielleicht ist es ja auch ein nationales Problem: Hans Zimmer wurde lange Zeit auch nicht in Deutschland beachtet. Erst seit einiger Zeit füllt er Konzerthallen.
Die Sache ist, dass wir Komponisten auch fast nie unser Studio verlassen. Vielleicht müssen wir wirklich erst auf Tour gehen, um diese Anerkennung zu bekommen. Ich war ja selbst noch nie hier auf Tour, da kann ich den Leuten nicht übel nehmen, wenn sie nicht wissen, wer die Musik zur Show gemacht hat und dass ich auch aus Deutschland komme.
Du hast es gerade selbst erwähnt: Der moderne Komponist ist viel im Studio, schiebt dort seine Regler. Inwiefern musstest du vor der Tour noch das Dirigieren eines ganzen Orchesters lernen?
Ich habe Musik studiert und natürlich die theoretischen Sachen schon gewusst. Wie spielt die Geige und so weiter. Aber richtig lernt man das Dirigieren erst, wenn man selbst vor dem Orchester steht – die Möglichkeit muss man aber auch erstmal bekommen.
Die Möglichkeit kam erst jetzt bei „Game of Thrones“?
Nein, schon vorher. Hans Zimmer war ja einer meiner Mentoren, bei deren Projekten konnte ich auch die Arbeit mit einem ganzen Orchester beobachten und lernen. Also in der Größe von 120 Musikern auf der Bühne.
Die Musik von „Game of Thrones“ ging bereits mehrfach auf Tour, nur eben ohne dich und das Effektbudget, über das ihr verfügt. Hast du auf solche Tribute-Shows überhaupt Einfluss und dir überhaupt eine angeschaut?
Nein, nicht wirklich. Ich habe mit diesen Shows nichts zu tun, und hoffe auch, dass bei solchen Tributes nicht dargestellt wird, dass ich irgendeinen einen Einfluss darauf hatte.
Wir wollen das Westeros-Gefühl herstellen.
Ist es nicht beängstigend, dass Fremde mit der eigenen Musik touren und man den Einfluss darauf verliert?
Ein bisschen schon, ja. Vielleicht ist das auch ein Grund dafür, dass ich jetzt selbst mit „Game of Thrones“ auf Tour gehe. Zumal wir eine andere Art haben, die Musik aufzuführen. Wir werden natürlich Szenen von der Show selber zeigen, wir haben die vollen Rechte. Dazu haben wir Pyrotechnik und andere Effekte – immerhin haben wir Drachen in der Serie. Das Publikum wird auch einbezogen, zum Beispiel mit Schnee. Wir wollen das Westeros-Gefühl herstellen. Außerdem ist es doch immer noch anders, wenn der Original-Komponist mit seinen Musikern auf der Bühne steht, die Verbindung zum Publikum ist viel größer.
Das Intro zu Westeros, das Main-Theme zur Serie, ist mittlerweile Kult. Auf YouTube wurde es unzählige Male in den irrsten Varianten gecovert, sogar mit einer Schaufel. Welche Fan-Version gefällt dir am besten?
Es gab mal ein Video mit einer Katze, das war gut. Oder die Nummer, bei der das Lied mit Festplatten und Diskettenlaufwerken nachgespielt wurde.
Tourdaten zu „Game of Thrones – Live Concert Experience“
- Berlin, 14. Mai 2018 – Mercedes-Benz Arena
- Wien, 19. Mai 2018 – Stadthalle
- Hamburg, 29. Mai 2018 – Barclaycard Arena
- München, 4. Juni 2018 – Olympiahalle
- Frankfurt, 7. Juni 2018 – Festhalle
- Köln, 8. Juni 2018 – Lanxess Arena