Playbuttons: Ein Album zum Anstecken


Mit dem „Playbutton“ verwirklichten ein paar New Yorker ein streitbares Konzept. In Zeiten von riesigen, techniktollen Mp3-Playern präsentieren sie das eine Album zum Anstecken. Unveränderbar und deshalb so gut.

Mit den Playbuttons outet man sich gleich zweimal. Dreimal vielleicht sogar. Denn der nur vier zentimetergroße Musikspieler zum Anstecken entlarvt

1. den eigenen Musikgeschmack. Indem jeder Musiker oder jede Band die Vorderseite frei gestalten kann, trägt man deren Botschaft auf der vier Zentimeter großen Stahlblechscheibe durch die Welt.

2. symbolisiert der kleine Anstecker eine Zeit, in der man sich nach einem Konzert noch mit Merchandising eindeckte und der Button nun mal die günstigste Sympathiebekundung war.

Und 3. – und das ist sicher der Punkt, an dem sich Nerds und Masse streiten – wird einem ganzen Album endlich wieder die Aufmerksamkeit zuteil, die in Zeiten von iTunes und Shuffle-Funktion nur noch einzelnen Tracks vorbehalten war. Denn ob man es will oder nicht, ein Playbutton hält ein einziges Album bereit. Die Reihenfolge ist unveränderbar, das Speichervolumen nicht neu bespielbar und die Bedienung erinnert an den Purismus eines Walkmans: Play, Pause, Vorwärts, Zurück; der Kopfhörereingang ist zugleich der Anschluss zum Aufladen des Geräts.

Dieser Minimalismus ist gewollt. Als der New Yorker Künstler Nick Dangerfield zum ersten Mal über die kleinen Scheiben aus Stahlblech nachzudenken begann, hatte er Plattenläden im Kopf, in die man geht, in denen man kramt und die man schließlich mit einem ganzen Album verlässt, von dem man bisher vielleicht nur einen einzigen Song kannte. Respekt vor dem Künstler, Überraschendes und Nostalgie kauft man beim Playbutton also mit. Doch als New Yorker hatte Dangerfield natürlich noch einen zweiten Aspekt im Kopf. In Manhattan und Brooklyn gelten Mp3-Player inzwischen als Spießer-Symbol. Und wie ließe sich diese neoliberale Sowohl-als-auch-und-Vorsprung-durch-Technik-Generation besser bekämpfen als mit einem nostalgischen Zurück zum Fansein?

Der einzige Haken daran: Nicht jede Band der Gegenwart produziert noch ganzheitlich gute Alben, oder sogar solche mit Konzept. Aber dann muss man sich beim Auswählen eben mehr Zeit lassen. War ja im Plattenladen auch nicht anders.