30 Jahre „Tron“
Vor dreißig Jahren kam "Tron" in die Kinos. Damals geschmäht, feierte der Film ab den Neunzigern eine Renaissance als – zumindest technisch – wegweisend.
Was für ein Film! Keiner sah bis 1982 so aus wie er. Hinterher auch nicht mehr. „Tron“ spielt fast nur im Dunkeln, erleuchtet werden Anzüge, Geräte und Maschinen, Gesichter erhalten einen Blauschimmer. Und wo spielt er? Im Inneren eines Computers. Und obwohl Computer erst in den Neunzigern Einzug gehalten haben in die Haushalte, gibt es bis heute keinen – überzeugenden – Film, der sich dem Innenleben von Rechnern angenommen hat.
1982 war die Blütezeit der PCs und die Goldene Ära der Arcade-Spiele, geprägt durch „Pac-Man“ und „Space Invaders“. Mit „Tron“ (Kurzform von Electronic) finanzierte der Disney-Konzern einen Film, der nicht nur vom Boom profitieren, sondern auch dem Computer, dem neu ins Heim eingezogenen Gerät, ein Gesicht geben sollte. Im wahrsten Sinne des Wortes: Im Inneren eines Rechners bekämpfen sich Viren, fahren Bits Motorradrennen über rasterartige Landschaften und küssen sich Bytes unter einem regenbogenfarbenem Datenstrom. Sie alle haben Gefühle und eine menschliche Physis: Avatare von Benutzern aus der Außenwelt, deren Befehle – Datendiebstahl, Schutzprogramme errichten – sie mit menschlichen Verhaltensweisen umsetzen.
Wie viele Fantasyfilme bezieht „Tron“ seinen Reiz aus der Glaubhaftigkeit seiner Unlogik: Programmierer Flynn (Jeff Bridges) lernt das Innenleben der Rechner kennen, als er bei einem Hack-Versuch von einer Art „Überwachungslaser“ in das Computersystem des Konkurrenten teleportiert wird. Darin bekommt er es mit kriegerischen Dateien zu tun. Flynn springt und lacht dabei sehr viel, dem Familien-orientierten Unternehmen Disney sei Dank.
Die aufgekratzten Darsteller verblassen gegenüber „Trons“ Optik. Hierin liegt, neben seiner Bedeutung als Dokument der Telespiel-Ära, der Wert des Films. Regie-Newcomer Steven Lisberger rühmte sich, den ersten Realfilm mit computergenerierten Sequenzen (animierte Fahrzeuge und Räume) geschaffen zu haben. Die Menschen im Rechner tragen computergenerierte Anzüge in Neonfarben. Allerdings erschien die grelle Ästhetik der Figuren – kontrastiert mit den überwiegend in Schwarz gehaltenen Landschaften der Digitalwelt – als gewöhnungsbedürftig. „Tron“ war ein kommerzieller Misserfolg.
2010 erschien die Fortsetzung „Tron: Legacy“. Diese ging zu Recht unter. Sie nahm sich demselben Thema – das Innenleben von Computern – an, statt die „Seele“ anderer technischer Innovationen zum Inhalt zu machen, von denen es seit 1982 einige ab. Auch die Ästhetik war nicht gelungen: Das Gesicht des mittlerweile fast 30 Jahre älter gewordenen Jeff Bridges sah, digital verjüngt, wie ein Kuchenteig mit Augen aus.
Das „Tron“-Telespiel von 1982 verkaufte sich übrigens prächtig.