„Als würde man dem Mitbewohner eine Platte vorspielen“
Wir haben mit dem Manager des Streaming-Dienstes Rdio, Drew Larner, ein Gespräch über Musik und das Geschäft mit Musik im Internet geführt.
Herr Larner, glauben Sie, dass man in Zukunft noch Geld mit Musik verdienen kann?Ja. Man muss das in einem Gesamtkontext sehen, der Konzerte, Aufnahmen, Streaming, Tourneen und Merchandising umfasst. Wir würden natürlich nicht all die Zeit und das Geld investieren, wenn wir nicht daran glauben würden. Und wir hoffen natürlich, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen, bevor der Trend umschlägt.
Können Sie sich vorstellen, dass die Nutzer bereit sind, ihre alte Plattensammlung komplett durch einen Streaming-Dienst zu ersetzen? Das wäre doch reichlich schade …
Ich behaupte auch nicht, dass dies über Nacht passieren wird, und mir ist bewusst, dass Musik eine sehr emotionale Sache ist. Die Leute drücken sich durch ihren Musikgeschmack aus, die Leute fühlen sich dem sehr verbunden. Mit dem Streaming-Dienst kann man seine Musik einfacher mit anderen teilen, ganz genauso, wie man früher dem Mitbewohner eine Platte vorgespielt hat.
Glauben Sie, dass mit Musik-Internetdiensten auch zukünftig Geld zu machen ist? Es scheint oft so, macht sich im Netz zunehmend eine Gratiskultur breit.
Der Wert vonPandora (der größte Streamingdienst in den USA) wird derzeit auf über eine Milliarde Dollar geschätzt. Auch wenn es sich hierbei um einen öffentlichen Dienstleister handelt, ist es doch ein Beweis, dass es funktionieren kann. Heutzutage kommt viel Geld in das Business, eine Menge Leute glauben daran.
Im Gegensatz zu Konkurrenzangeboten kann man bei Rdio nicht gratis Musik hören. Warum?
Unser Schwerpunkt ist die Interaktion der User miteinander, und wir glauben, dass wir insofern eine bessere Nutzererfahrung bieten können. Wir arbeiten aber auch daran, in Zukunft mehr gratis anbieten zu können.
Wie können bei einem fixen Abo-Preis die Rechte der kleineren, unbekannteren Künstler gewahrt werden? Wer stellt sicher, dass sie bei solchen Bezahl-Modellen auch ihren Anteil bekommen?
Letztlich machen wir Deals mit den Labels, denen die Distribution obliegt, aber wir unterstützen beispielsweise auch Indie-Künstler ohne Plattenvertrag. Dies geschieht unter anderem Über Plattformen wie CD Baby oder Tune Core..
…Aber generell überlassen sie die Frage, wie die Künstler entlohnt werden, den Labels?
Wir sind nicht in diese Verhandlungen involviert.
Gibt es bestimmte Künstler, die Sie bisher nicht bekommen haben?
Es gibt Ausnahmen, zum Beispiel kann man bis jetzt die Beatles auf keinem Streaming-Service hören, genauso wenig wie Led Zeppelin. Aber im Großen und Ganzen haben wir alles, was die Nutzer hören wollen.
Denken Sie, dass man ein Monopol braucht, um im Geschäft mit dem Internet Erfolg zu haben?
Apple wäre so ein Beispiel. Aber ich glaube, dass sich alles zu einem vielfältigeren Angebot hin entwickeln wird: Es gibt ja auch viele unterschiedlich Märkte auf der Welt. Aber selbstverständlich möchte man so groß wie möglich werden.
Glauben sie nicht, dass solche Monopole für die Nutzer und Künstler problematisch sind?
Das kommt auf den Sektor an, aber insgesamt glaube ich, dass mehr Auswahl immer besser ist.