Papa M

A Broke Moon Rises

Drag City/Rough Trade  (VÖ: 17.8.) 

Die Postrock-Legende zeigt sich von ihrer sanften Seite. 

Wenn David Pajo zur Gitarre greift, weiß man sie nie so recht, ob der Lautstärkepegel auf Anschlag geht oder sich kaum bewegt. Das zieht sich jetzt durch seine gesamte Laufbahn, die als trommelnder Teenager bei Solution Unknown, einer vergessenen Hardcore-Gruppe aus seiner Heimatstadt Louisville/Kentucky, begann. Es folgten Stationen wie Zwan, diesem eher verunglückten Allstarprojekt von Billy Corgan, in dessen Schatten er stand. Gründungsmitglied der einflussreichen Postrock-Band Slint war er auch, dazu Gast bei Tortoise, Bonnie „Prince“ Billy und Royal Trux.

Nebenbei startete Pajo Soloprojekte als Aerial M und natürlich Papa M, lieferte ganz feine Platten ab. Trotzdem blieb er immer eine graue Eminenz des Alternative Rock. Jetzt, wo der US-amerikanische Musiker seinen 50. Geburtstag feierte, einen Suizid-Versuch hinter sich hat, steht er so fernab der öffentlichen Wahrnehmung wie selten. Vielleicht der richtige Zeitpunkt oder eine der letzten Möglichkeiten, aus dem ewigen Schatten zu treten. A BROKE MOON RISES ist ein leises, sehr leises Album mit dem Untertitel Music For Four Guitars. „Acoustic“ hätte da noch gut hingepasst, denn die Platte kommt komplett ohne elektrische Instrumente aus.

Amazon

Gesungen wird auch nicht, noch heult Papa M den Mond ob all der vergebenen Chancen in seinem Leben an oder klimpert sich in Lagerfeuerromantik. Als begnadeter Gitarrist malt er – unterstützt von sparsam eingesetzten Drums – zarte Figuren, denen er kleinere Figuren zur Seite stellt. Über weite Strecken klingt A BROKE MOON RISES beinahe meditativ, fragil, mit einem Blick nach innen. Es sind berührende Songs ohne feste Strukturen, was vor allem auf das 13-minütige Finale „Spiegel im Spiegel“ zutrifft. Eine ergreifende Interpretation des gleichnamigen, von einer Geige begleiteten Klavierstückes des estnischen Komponisten Arvo Pärt, das Papa M in seine Gitarrenwelt überträgt.

Amazon