Many Ameri: der Professor für Raver
Die etwas andere Uni – über die Red Bull Music Academy und ihren Gründer Many Ameri. Seit 16 Jahren gibt es eine „Elite-Uni“ für Musiker mehr auf der Welt...
Die etwas andere Uni – über die Red Bull Music Academy und ihren Gründer Many Ameri
Seit 16 Jahren gibt es eine „Elite-Uni“ für Musiker mehr auf der Welt. Ihr Name: Red Bull Music Academy. Ihr Schulleiter: Many Ameri. Wir haben uns etwas genauer angeschaut, was es mit der RBMA alles auf sich hat. Was man da so macht und wie man sich überhaupt dafür bewirbt. Wie viele Red Bulls Ameri in seinem Leben schon getrunken hat, erfahrt ihr dann übrigens im nächsten Telekom Electronic Beats Podcast.
Heute auf dem Lehrplan: Raven gehen!
Die Idee für die RBMA entstand bereits vor 20 Jahren, genauer gesagt im Jahr 1998. Die Red Bull Music Academy war als eine weltweit operierende Workshop- und Festival-Reihe gedacht. Vor allem zwei Gedanken war ihrem Gründer, Many Ameri, dabei wichtig: Musikrichtungen miteinander zu verbinden und Musik für alle zugänglich zu machen. Für die Teilnehmer der RBMA bedeutet das fünf Wochen Musik pur. Auf dem Lehrplan: Konzerte, Kunstinstallationen, Clubnächte und Vorlesungen – doziert von einflussreichen Figuren aus der zeitgenössischen Musikszene. Das Ganze findet immer in den coolsten Locations der angesagtesten Städte der Welt statt. Die Vorlesungen werden ins Tonstudio verlegt, im gigantischen Aufnahmestudio und im Club wird das Gelernte dann in die Praxis umgesetzt. Raven statt Schulbank drücken. Kein Wunder, dass die Zahl der Bewerber jedes Jahr aufs Neue explodiert. Die RBMA ist eben eine echte Eliteschule und macht sich in jeder Musiker-Vita gut. Gleichzeitig profitieren die Party-Pennäler von heißen Insider-Kontakten, die pures Gold wert sind, wenn man es in der Szene zu etwas bringen möchte.
Synergie-Effekte nutzen
Trotz Elite-Status geht Ameri alles demokratisch an. Grundsätzlich hat jeder eine Chance, aufgenommen zu werden. Man muss nicht bereits berühmt sein, um es in die engere Auswahl zu schaffen, denn berühmt-berüchtigt ist die RBMA selbst schon zur Genüge und daher kaum abhängig von großen Namen. Ameri will sein Wissen teilen, die Absolventen vom internen Austausch und vom gemeinsamen Produzieren profitieren lassen – den Synergie-Effekt nutzen und selbst große Namen hervorbringen. Der starke Sponsor im Rücken hilft wohl dabei, diese edle Gesinnung schon seit so langer Zeit durchzuziehen. Dass die Rechnung für alle Parteien aufgeht, beweisen jene No-Name-Zöglinge, die Ameri erst so richtig großgemacht hat. Hierzu zählen beispielsweise Dorian Concept, Flying Lotus, Lusine, Theo Parrish, Aloe Blacc, Mark Pritchard, XXXchange, Om’Mas Keith of Sa-Ra, Illuminated Faces, Tony Allen, Mr Hudson, Dennis Coffey, Hudson Mohawke und DJane-Superstar Nina Kraviz. Viele der aufgezählten Namen kennen die Festival-Gänger unter Euch von den diesjährigen Festival-Line-ups, denn die RBMA ist auch Partner von unzähligen namhaften Musikfestivals wie dem Sónar, Mutek, Movement, Detroit’s Electronic Music Festival und dem Melt.
In ist, wer drin ist – harte Aufnahmebedingungen an der RBMA
Ameri geht es nicht darum, dass die Bewerber für die RBMA bereits große Erfahrung mitbringen. Hauptsache, die Leute sind offen, ehrlich und menschlich. Gelingt es dem Anwärter, dies glaubhaft über den Fragebogen der Bewerbungs-Webseite rüberzubringen, hat er den ersten Schritt getan und geht es für ihn in die nächste Runde. Bis in die letzten Runden des Auswahlverfahrens schaffen es – man kennt das von Kunst-Unis – allerdings dann nur 150 bis 200 von ungefähr 6.000 Bewerbern. Die Goldmedaille im DJing oder der Pokal im Produzieren von Technobeats beeindrucken Ameri hierbei nicht. Einige Alumni der Akademie waren sogar schon in ihrer Bewerbungsphase Grammy-Gewinner. Aber Grammys waren sicher nicht der Grund, dass Ameri die Kandidaten durchgewunken hat. Im Gegenteil: Ihm geht es darum, dass sich jeder von seinem – in der Musikszene nicht selten etwas aufgeblasenen – Ego befreit und dadurch voll empfänglich für das Wesen der Musik wird. Nur so lässt man sich auf neue Sichtweisen ein und erweitert seinen musikalischen Horizont. Über die neuesten Trends kann man hier nur müde gähnen. Agenda der RBMA ist es, das Bleibende aus der Musik herauszukitzeln und in zeitlose Formate zu packen.
Sieht Ameri per se nur Schlechtes in kommerzieller Musik? Natürlich nicht. Doch seine Wurzeln liegen eindeutig im Underground. Ausgangspunkt war hierbei schon immer Clubkultur. Von House über DnB bis hin zu Hip-Hop fühlt sich Ameri vor allem in jenen Musik-Stilen heimisch, die auch auf der Tanzfläche funktionieren. Vielleicht sind deswegen auch seine eigenen RBMA-Partys so angesagt.
Hört hier den aktuellen Podcast von Telekom Electronic Beats mit Many Ameri: