Motorama
Many Nights
Talitres/Rough Trade
Jetzt werden sie wild: mit magisch befremdlichem Dreamy-Post-Punk, Folklore-Melodien und schmissigen Trommeln.
Die Welt von Motorama aus Rostow am Don ist eine Welt voller Nuancen, das muss vorweg Erwähnung finden. Sie wird von betrübten Synthies, drastischen Gitarren und seltsam poetischen Lyrics so fragil zusammengehalten, wie Pusteblumenärmchen einander Halt auf der Wiese geben, ehe der Sturm aufkommt. Mit ihrem fünften Album MANY NIGHTS wagt die Band nun das, was man in Motoramaland wohl Eskalation oder gar Exaltation nennen würde.
Im Opener wird getrommelt. Kein Witz. Richtig fetzig getrommelt. Nahezu unvorstellbar, wie Sänger Vlad Parshin dazu abzappelt. Der für Motorama typische Signature-Gitarrensound wird dabei so klug in die Songstruktur von „Second Part“ eingewebt, dass man das mythisch weltenbummlerische Moment beinahe überhört. Dabei spannt sich das Folklorehafte wie eine temperamentvolle Legende über die von Rastlosigkeit übermannten Stücke, die sich eigentlich alle einig sind: Sie wollen das Leben bejahen.