Banksy: Zerschreddertes „Girl with Balloon“-Bild ist jetzt das Doppelte wert
Bei einer Aktion des Londoner Auktionshaus Sotheby’s wurde eine auf Leinwand gesprühte Version des „Balloon Girl“ des Streetart-Künstlers Banksy versteigert. Der Clou an der Sache: Kaum war das Bild unter dem Hammer, zerstörte es sich selbst. Jetzt ist es mehr wert.
Die Aufregung war groß, als in den gediegenen Hallen des altehrwürdigen Londoner Aktionshauses Sotheby’s ein Piepsen ertönte. Auf das Piepsen folgtenmehrere Fiepgeräusche, ein zerschreddertes Kunstwerk und viele Fragen.
Das in hübsche, wunderbar regelmäßige Streifen zerteilte Kunstwerk stammte von niemand Geringerem als Banksy, dem Phantom der britischen Streetart-Szene. Bis heute ist die Identität des seit rund 20 Jahren aktiven Künstlers nicht bekannt, die Theorien reichen von einem weltweit agierenden Künstlerkollektiv hin zu Massive-Attack-Sänger Robert Del Naja. Immer wieder überrascht Banksy auch mit pointierten politischen Statements, berühmt ist er aber vor allem für seine weltweit auftauchenden Schablonengraffiti, für die inzwischen Unsummen bezahlt werden.
Auch die Engländer schätzen „ihren“ Banksy. Als ein Elektronikkonzern in einer Umfrage von den britischen Bürgern wissen wollte, welches ihnen das liebste Kunstwerk der Insel sei, mussten sich Giganten der Malerei wie John Constable und David Hockney einem doch eher einfach gehaltenem Kunstwerk geschlagen geben. Der klare Favorit: Ein Mädchen, das einen herzförmigen Ballon steigen lässt, beziehungsweise seinen Arm nach dem davonfliegenden Ballon ausstreckt.Eben jenes „Balloon Girl“ von Banksy tauchte 2002 zum ersten Mal an einer Wand eines Ladens im Osten Londons auf. Von dort begann der Siegeszug des Motivs auf Kalenderblättern, Kunstdrucken, den Sozialen Netzwerken und last but not least Justin Biebers Haut.
Die geschredderte Version ist Teil der Kunstgeschichte geworden
Das Londoner Auktionshaus Sotheby’s versteigerte nun eine 2006 auf Leinwand gesprühte Version des „Balloon Girl“ in einem Rahmen des Künstlers. Kurz nachdem das letzte Angebot per Telefon eingegangenen war und das Kunstwerk für 1,2 Millionen Euro (das Dreifache der Schätzsumme) den Besitzer gewechselt hatte, zerstörte sich das Kunstwerk selbst – durch einen in den Rahmen eingebauten Mechanismus.
Es begann ein Rätselraten. War das Aktionshaus involviert? Würde der Käufer von dem Kauf zurücktreten können? Würde es ein Statement des Künstlers geben? Zumindest auf Zwei dieser Fragen gibt es inzwischen eine Antwort.
Banksy selbst äußerte sich auf seinem offiziellen Instagram-Account mit dem Picasso-Zitat „The urge to destroy is also a creative urge“ und einem Video des Vorfalls.
https://www.instagram.com/p/BomXijJhArX/?taken-by=banksy
Auch der Käufer scheint sich keine Sorgen mehr machen zu müssen. Nach Meinung diverser Kunstexperten und einiger Stunden Unklarheit, ist Dank des mannigfaltigen Medienechos der Wert des Kunstwerkes gestiegen – und zwar um mindestens 50 Prozent. Vielleicht habe sich der Wert sogar verdoppelt, spekuliert Joey Syer, Mitgründer von www.MyArtBroker.com: „The auction result will only propel this further and given the media attention this stunt has received, the lucky buyer would see a great return on the £1.02M they paid last night, this is now part of Art History in its shredded state and we’d estimate Banksy has added at a minimum 50% to it’s value, possibly as high as being worth £2m+“, sagt er. Das geschredderte Ballonmädchen sei nun als solches Teil der Kunstgeschichte geworden.