Perel: Vom Kirchengesang zum Techno und Vocal-House
Perel feiert die Erfolgsgeschichte, von der viele Künstlerinnen in der männerdominierten Szene träumen und macht sich damit einen Namen als Techno-Knef.
Beim Konzertbesuch bestaunen wir Sänger und Sängerinnen, legen unseren Fokus auf Stimme und Performance und schenken der Band dahinter weniger Aufmerksamkeit. In den Techno-Clubs dagegen füllen die DJs mit elektronischen Sounds – kommen Vocals hinzu, dann eher als unscheinbare Ergänzung. Muss es das eine oder andere sein? „Nur als Vocalmäuschen abgestempelt zu werden ist nicht meins. Ich möchte in keine Schublade gesteckt werden.“ Deshalb packt die Künstlerin Perel alles, was sie liebt, in eins.
Produzentin, DJ und Sängerin: Perel bewegt sich im Tech-House und erlaubt sich stets, alles einfließen zu lassen, was ihr in den Sinn kommt. Ihre hybriden DJ-Sets beweisen ebendiese Spontanität. Mit Einflüssen von Vocals so wie Indie-Rock-Acoustic trifft die Wahlberlinerin so den Nerv der Zeit.
Als Techno-Knef unterwegs
Dank tiefer und rougher Stimme kreiert Perel eine neue Nische. Während ihre Beats die Körper der Masse durchströmen und regelmäßig in Raves ausbrechen lassen, bekommen sie durch ihre Stimme eine Gänsehaut. Nicht umsonst wird sie mit der legendären Sängerin Hildegard Knef verglichen. So kam sie auch an ihren Spitznamen ‚Techno-Knef’:
„[…] wenn jemand sagt, ich singe wie Hildegard Knef und ich stehe da vorne und produziere dabei elektronische Musik, dann find ich das geil, weil in dem Moment zwei Sachen zusammenkommen, von denen niemand gedacht hätte, dass sie zusammenpassen.“
Das moderne Techno-Märchen
Perel selbst beschreibt ihre Karriere als kleines Märchen, das seinen wichtigen Höhepunkt in New York fand. Das renommierte Label DFA Records, u.a. geleitet von James Murphy, ist auf die Sächsin aufmerksam geworden. Hier hat sie ihr Debütalbum „Hermetica“ veröffentlicht und genießt seither globale Anerkennung. Ein Mix aus Industrial, Minimal-Wave und Synthie-Pop und Tech-House. Ihr nächster Halt ist unter anderem die ADE in Amsterdam, die Musikexpress Klubtour in München und The Hydra in London.
Geduld und die Fähigkeit, loszulassen, sind dabei ihr Erfolgsrezept: „Wenn alles aus einem Fluss heraus passiert, du zwar Dinge mit deinen Gedanken formst aber nicht zu versteift heran gehst“, so liefe es, erzählt sie im Telekom Electronic Beats Podcast. Dazu gehört in der männerdominierten DJ-Branche viel Selbstvertrauen. „Wenn du ein Team hinter dir hast, das dir Vertrauen und Respekt schenkt, kannst du echtes Selbstvertrauen aufbauen“, sagt Perel. Ihre Booking-Agentur Backroom hilft ihr, diese Frauenpower durchzubringen. Deshalb unterstützt sie verschiedene Künstlerinnen in der Branche – ganz nach dem Motto „gleiches Boot, gleiche Probleme.“
Kirche, Rap und Indie-Rock
Schon als Kind in den 80ern beschäftigte sich Perel überwiegend mit Musik. Im Elternhaus war sie umgeben von kirchlichen Gesängen, Klavier- und Flötenmusik. Weil ihr das nicht reichte, machte sie als Teenager einen kurzen Stopp im Hip-Hop. Den Traum von einer Rap-Karriere legte sie auf Eis, als sie Indie-Rock entdeckte. Die Liebe zum Rock ist bis heute geblieben, obgleich sie jetzt unverkennbare Spuren in der elektronischen Musik hinterlässt. Kein Konzept und keine Regeln sind Dinge, die Perel in Zeiten von Mainstream außergewöhnlich machen.