Papierstreifen im Gesicht und Young Adults – Die Alben der Woche
Hier sind die Alben der Woche vom 28. Januar bis zum 3. Februar. Mit den Eels, The Courteneers und Delphic.
Album der Woche: Eels – Wonderful, Glorious
Stückweise kehrt Mark Oliver Everett auf dem zehnten Eels-Album zum glückseligen Rumpelrock zurück. Ganz ehrlich: Auch das Herz des Kritikers erwärmt sich, wenn ein Musiker den Lauf der Welt persönlich nimmt. Wenn er durch seine Stücke menschelt und in seinen Songs erzählt, wie es ihm geht. Mark Oliver Everett fühlt sich Wonderful, Glorious. Sein neues Album rumpelt munter los mit fröhlich sägenden Gitarren und der Auskunft: „I’ve been quiet like a church house mouse. I’ve had enough of being a mouse. Come and shake the house.“ Alle Verzagtheit hat ein Ende.
Michael Pilz
The Courteeners – Anna
Delphic – Collections
Sin Fang – Flowers
Sindri Már Sigfússon hat es mit merkwürdigen Bärten. Auf dem Cover seines Debütalbums CLANGOUR – da nannte sich der Isländer noch Sin Fang Bous – hingen ihm Papierstreifen im Gesicht, auf dem Nachfolger SUMMER ECHOES waren es dann verzierte Häkeleien. Nun drapiert ein Blumenstrauß das jugendliche Antlitz, und das passt auch sehr gut. Nicht nur, weil das Album FLOWERS heißt, sondern mit seiner zügellosen Lust auf Pop auch genauso klingt.
Sven Niechziol
Naked Lunch – All is Fever
The Ruby Suns – Christopher
Yann Tiersen – Le Phare
Toro Y Moi – Anything In Return
Vorab: Hier wird ungefähr auf ähnlichem Level gejammert, wie es Lionel Messi tut, wenn statt vier nur drei Tore pro Spiel auf sein Konto gehen. „Underneath The Pine“ von Toro Y Moi ging hier völlig zu Recht mit sechs orangeleuchtenden Sternen vom Platz, da muss ein neues Album natürlich doppelt und dreifach punkten, um dem gerecht zu werden. Frei von unfairen Erwartungen sind das 13 Songs, die jedem Radioprogramm dieser Welt gut stehen würden, ohne platt zu sein und mit dem Stigma „zum linken Ohr rein, zum rechten Ohr wieder raus“ behaftet zu sein. Das Album sucht die Ohrwürmer direkter und findet sie zum Glück auch.
Christopher Hunold
Veronica Falls – „Waiting For Something To Happen“
Indie-Jinglejangle aus einer Wartehalle voller Fragezeichen: Wie ist das mit dem Erwachsenwerden? Und wie viel Vergangenheit darf die Zukunft des Pop kosten? Das erste Teenage-Pop-Album im neuen Jahr. Oder besser: Die erste relevante Pop-Band im neuen Jahr, die den ganz gemeinen Unebenheiten im Leben von Heranwachsenden auf der Spur ist. Davon zeugt nicht nur ein kleiner Heuler mit dem programmatischen Titel „ Teenage“, Veronica Falls wildern im evergreenen Themenpark des Growing Up mit einer Melancholie, die nur Young Adults aufbringen können, die das Gröbste gerade hinter sich gelassen haben.
Frank Sawatzki