Darwin Deez
Songs For Imaginative People
Lucky Number/Coop/Universal
Das zweite Album der Indie-Pop-Locke geht nicht mehr direkt übers Rückenmark ins Tanzbein, es nimmt die Ausfahrt Richtung Großhirn.
Die Musik von Thin Lizzy, John Mayer und Jimi Hendrix war es, an der sich Darwin Deez bei der Produktion seines zweiten Albums orientierte. Zumindest behauptet er das – und was sein Gitarrenspiel angeht, merkt man dies der Platte auch an. Deez bedient die Saiten seines Lieblingsinstruments überraschend abwechslungs- und einfallsreich, mitunter sogar virtuos. Was Songs For Imaginative People außerdem zu einem besonderen Album macht, sind die außergewöhnlichen Texte. Die Worte, die Darwin Deez mit Melodie und Rhythmik in den zehn Songs ausbalanciert, sind eigentlich zu schräg und schief für Popmusik. Von der Begrüßungs-Watschn („Are You Sick Of Not Existing“) bis hin zur tröstlichen letzten Zeile in „Chelsea’s Hotel“ („This is for you“) kitzelt Darwin Deez tradierte Erwartungen an die Popmusik mit immer wieder überraschender Haufenreim-Lyrik, die nur noch rudimentär in Strophe-Refrain-Strophe aufgeteilt ist. Die zehn neuen Songs erzählen uns von der Überwindung des Existenzialismus, aber auch von den Unannehmlichkeiten einer Fernbeziehung trotz Skype-Sessions. Hätte DIY-Musiker Darwin Deez sich nicht nur bei der Abmischung des Albums, sondern auch beim Drum-Programming und den Hintergrundflächen unterstützen lassen – Songs For Imaginative People hätte eine der schönsten Indie-Platten des Jahres werden können.