Cherry Glazerr
Stuffed & Ready
Secretly Canadian/Cargo (VÖ: 1.2.)
Solide jingle-janglender Alternative Rock mit einer Frontfrau, die beweist, dass die Generation Z keine Gewissheiten unhinterfragt lässt.
Als Punk-Ikone ist Glazerr-Leaderin Clementine Creevy viel näher an, say, Kurt Cobain als an Beth Ditto, Patti Smith oder Skin von Skunk Anansie: Creevy ist weiß, jung, schlank, smart, instagramable as hell, es gibt bei ihr nicht die identitätsprägenden Zeichen von realem gesellschaftlichem Ausgestoßensein.
Stattdessen kämpft sich Creevy durch Flutwellen von Adolescent Angst. Und spricht aus, dass all die diffusen Gefühle von Verlorenheit eben nicht Privatsache sind: Zwar widmet sich die 21-jährige Gitarristin und Sängerin nach dem politisch eskalativen Apokalipstick von 2017 diesmal der Innenschau, entdeckt aber auch dort Patriarchat und dumme Stereotype, denen sie nicht folgen will. Ja, liebe boys and girls, die Machtverhältnisse durchziehen das Körper-innere! Leider durchzieht auch die Ermüdung der Gitarrenmusik das vierte Album ihrer Band, musikalisch kommt das alles ganz schön unspektakulär daher.
AmazonCherry Glazerr begannen ihre Karriere 2013 mit wildem Garage-Rock. Der ist mittlerweile, auf ihrem vierten Album, doch einigermaßen eingehegt. Stuffed & Ready ist grundsolider Alternative Rock mit Punk- und Garage-Einflüssen und ein paar Highlights, bei dem man den Eindruck nicht loswird, dass die MusikerInnen jederzeit ein bisschen zu genau wissen, was sie da tun. Musikalisch also nichts Weltbewegendes, Clementine Creevy aber ist eine tolle Vorbotin dafür, mit welcher Selbstverständlichkeit ihre Generation noch die Welt neu verhandeln könnte.