Jamila Woods
Legacy! Legacy!
Jagjaguwar/Cargo (VÖ: 10.5.)
Mehr Soul als „Neo“: Auf ihrem zweiten Album setzt die Sängerin und Aktivistin aus Chicago schwarzen Ikonen aus Musik, Kunst und Literatur ein Denkmal.
LEGACY! LEGACY! Vermächtnis nennt Jamila Woods ihr zweites Album. Doppelt und mit Ausrufezeichen, wahrscheinlich, um ihrem Anliegen Nachdruck zu verleihen. Die Sängerin, Poetin und Aktivistin aus Chicago setzt in 13 Songs und Songtiteln schwarzen Ikonen aus Musik, Kunst und Literatur ein Denkmal.
AmazonViele von diesen Ikonen nutzten ihre Kunst auch als gesellschaftliches Machtinstrument, andere gaben qua Existenz als erfolgreiche schwarze KünstlerInnen in einer von Weißen dominierten Gesellschaft schon ein politisches Statement ab: Miles Davis, Sun Ra, Eartha Kitt, der Schriftsteller und Sozialkritiker James Baldwin, der Künstler Jean-Michel Basquiat, die Poetin und Aktivistin Nikki Giovanni.
Schon auf ihrem Debütalbum HEAVN von 2016 ging Jamila Woods Fragen nach der Rolle einer schwarzen Frau in einer weißen Gesellschaft nach, Fragen der Identität. LEGACY! LEGACY! ist der Beleg für schwarze Selbstermächtigung anhand von konkreten Fallbeispielen.
Jamila Woods trägt ihre pointierten Texte mit Engelszunge vor, stilistisch ist sie näher am „alten“ R’n’B und Soul als an dem, dem wir hilflos das Präfix „Neo“ verleihen. Es gibt sanfte elektronische Grundierungen, gelegentliche Ausflüge in den HipHop. Die Musik der 29-Jährigen ist gerade so „modern“, wie ein alter Sturkopf wie Prince es sich nie getraut hat zu sein.