The Düsseldorf Düsterboys
Nenn mich Musik
Staatsakt/Bertus (VÖ: 25.10.)
Der stubenwarme Psychedelic-Folk aus dem Ruhrgebiet beweist, dass Wehmut ziemlich komisch sein kann.
Wer’s genau wissen mag: Diese Musik, die man schlicht Musik nennen soll, hat eine Extraschleife durch die Vergangenheit gedreht. Hinter ihr liegt ein Aufnahmedurchgang auf einem alten Kassettenrekorder von Pedro Crescentis Papa, was eine (rationale) Erklärung dafür liefert, warum sich der Folk der Düsterboys so jahrzehnteschwer anhört.
AmazonDie Düsseldorf Düsterboys sind Crescenti und Peter Rubel, also die Gruppe International Music minus Schlagzeuger Joel Roters, minus Krautrock und Wucht, dafür mit Edis Ludwig und Fabian Neubauer, mit Klavier und Sixties-Orgel, mit stubenwarmem Hall und feierlichen Holzbläsern, zum Beispiel in der Albumversion des zwei Jahre alten „Teneriffa“.
Lieder wie „Mittendrin“ versetzen einen in eine schwer greifbare Stimmung zwischen Geborgenheit, Sehnsucht und Resignation, dass man nicht weiß, ob man eine frühe Adventskerze anzünden oder den Kopf auf den Tresen sinken lassen möchte (an dem wir, logisch, Platz genommen haben, als uns zur psychedelisch leiernden Gitarre Kippen versprochen wurden).
In der buschwindrösigen Düsterboys-Version des International-Music-Songs „Kneipe“ vermisst man doch kurz Präzision und Timing der anderen Band-Inkarnation – aber nur im Sound. Rubels und Crescentis Lyrik steht sich in ihrer Kargheit ganz wunderbar hüftsteif und rätselhaft selbst im Weg. Und sorgt manchmal für eine Art comic relief bei all der Wehmut: „Es geht mir gut“, heißt es im gleichnamigen Song, „Aber ab und zu / geht’s mir nicht so gut.“ Genauer muss man’s ja oft nicht wissen.