Swans, The Black Keys, Tori Amos – die Platten der Woche vom 09. Mai 2014


Diese Woche erscheinen unter anderem die Alben TO BE KIND von Swans, TURN BLUE von The Black Keys und UNREPENTANT GERALDINES von Tori Amos. Alle weiteren Neuheiten findet Ihr im Text und in der Galerie.


Album der Woche: Swans – TO BE KIND

Sehr witzig, Michael Gira! Da haut einem der Kopf der Band so ungefähr alles um die Ohren, was das Swans-Repertoire an tonalen und zumeist atonalen Fiesheiten wie enervierenden Sounds und Exzessen bietet und nennt das Album dann TO BE KIND. „Freundlich sein“, aber freundlich klingt hier so gut wie nichts. Passend zum Inhalt zeigt die in sechs verschiedenen Aufmachungen erscheinende Platte zum Beispiel ein Baby mit zerzaustem Haar, einem aufgerissenen Mund und verstörtem Blick. Es ist das totale Pendant zum freundlichen und hübschen „Gerber Baby“, das seit Ende der 1920er-Jahre die Verpackung von Baby-Nahrung ziert und in den USA ungefähr so bekannt wie Humphrey Bogart oder Liz Taylor ist.

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The Black Keys – TURN BLUE

Was The Black Keys bisher auf jedem ihrer Alben richtig gemacht haben, ist der Eröffnungssong. In diesem Fall ist das mit „Weight Of Love“ ein entfernter Verwandter von „Hotel California“, der Led-Zeppelin-Soli mit der Atmosphäre von THE DARK SIDE OF THE MOON vereint. Nur kann der Rest das Niveau nicht halten: Ohne Füller sind Dan Auerbach und Patrick Carney noch nie ausgekommen. Neben Ohrwürmern à la „Fever“ findet sich viel schwaches Material.

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Tori Amos- UNREPENTANT GERALDINES

In letzter Zeit neigt sie auffällig oft zu Abschweifungen. Nach ABNORMALLY ATTRACTED TO SIN gab es von ihr ein Weihnachtsalbum, Musik auf Grundlage von Klassik-Kompositionen und ältere Songs im Orchestergewand. Die Musical- Produktion „The Light Princess“ liegt ebenfalls hinter ihr. Auch jetzt ist Amos beim Schreiben wieder von einem anderen Feld inspiriert worden, von der bildenden Kunst nämlich.

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The Blue Angel Lounge – A SEA OF TREES

Dass sich The Blue Angel Lounge nach dem ersten New Yorker Auftrittsort der deutschen Velvet-Underground- Partnerin Nico benannten, verwundert wenig. Nicht nur klingt Sänger Nils Ottensmeyer wie ein männliches Pendant zum düsteren Dröhnen von Nico, auch die musikalischen Wurzeln der Band aus der NRW-Stadt Hagen liegen bei den frühen Velvet Underground und Nicos Solo-Alben derselben Ära. The Blue Angel Lounge gehen aber einen anderen Weg als die meisten von den Velvets beeinflussten Bands.

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Dolly Parton – BLUE SMOKE

Vom Cover von BLUE SMOKE lächelt uns Dolly Parton mit ihren strahlend weißen Zähnen an, die platinblonden Haare fallen aufs blaue Jeanshemd, das in die Blue Mountains übergeht. Ein Bild wie aus dem Erfolgsprospekt der Countrymusik: Hier steht sie, die Gold- und Platin- und Busentante der amerikanischen Volksmusik nach fast 50 Karrierejahren, glamourös und heimatverbunden im selben Moment.

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Elephant – SKY SWIMMING

Es hat alles etwas länger gedauert. Amelia Rivas und Christian Pinchbeck gaben sich bereits 2011 als Elephant dem traumhaften Pop hin, der einem früher im Poesiealbum die Frage nach der Lieblingsjahreszeit mit Frühling beantwortete. Die beiden, sie waren ein Paar und die Musik gewiss mehr als eine normale Fusion aus Beruf und Privatleben, doch ewig sollte das Glück nicht halten, die Pause beschlossene Sache, die Zukunft ungewiss.

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Fatima Al Qadiri – ASIATISCH

Das chinesische Wort „Shanzai“ steht für die in Asien sehr beliebten Fälschungen von Markenprodukten aus dem Westen. Zum Beispiel Sneakers mit drei Streifen. „Shanzai“ heißt der erste Song auf dem ersten Album von Fatima Al Qadiri. Und der ist auch ein Musterexemplar an Fälschung – adibos statt adidas. Zunächst überkommt den Hörer ein komisches Gefühl der Vertrautheit. Kennste? Ja. Nein. Vielleicht. Es ist wirklich: „Nothing Compares 2 U“, der Prince-Schmachtfetzen, der/den Sinéad O’Connor zu Weltruhm gebracht hat.

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Gruff Rhys – AMERICAN INTERIOR

Man weiß längst, dass man bei Gruff Rhys immer richtig ist, wenn man eine Schwäche für Indie-Pop mit schrulligen Schlenkern hat. Natürlich enttäuscht er auch dieses Mal nicht. Nach einem Konzeptalbum über Hotel-Mitbringsel nimmt er sich dieses Mal eine ganze Nation und einen Teil ihrer Geschichte vor. „100 Unread Messages“ hat man sich wie einen Rodeo-Ritt über die amerikanische Landkarte vorzustellen, zu dem allerlei Hillbilly-Gerumpel mitläuft. Im Sattel sitzt Forscher John Evans, der sich Ende des 18. Jahrhunderts auf den Weg in die fernen USA machte, um herauszufinden, ob es in der Nähe von Louisville noch Nachfahren von Indianerstämmen gibt, deren Angehörige Walisisch sprechen.

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Wovenhand – REFRACTORY OBDURATE

Düster war die Musik von David Eugene Edwards auch schon zu Zeiten seiner alten Band 16 Horsepower. Doch seit er mit dem Nachfolgeprojekt Wovenhand im Vorprogramm von Tool gespielt hat, setzt sich seine Vorliebe für harte Musik auch auf den eigenen Platten durch. Auf dem zwei Jahre alten Vorgänger THE LAUGHING STALK ging die Mischung aus traditioneller Songwriter-Kunst und Post-Punk-, Metal- und Stoner-Elementen hervorragend auf.

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Yesterday Shop – PARODOS

Bekanntlich haben ja kürzlich Gwyneth Paltrow und Chris Martin ihre Trennung verkündet. Sollte die Schauspielerin nach einem Nachfolger mit ähnlichen Qualitäten suchen, könnte man ihr Clemens Kluck ans Herz legen. Denn zumindest die Stimme des Sängers von Yesterday Shop erinnert verteufelt an die des Coldplay-Vorturners. Und auch ansonsten übt sich die Berliner Band auf ihrem zweiten Album PARODOS in den vergleichbaren Disziplinen epischer Songaufbau, theatralische Stimmungsbögen und extrovertierte Innenschau.

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