The Singles


Postromantische Balladen für die postmoderne Post-Elektronik-Generation schreibt Dan Bodan. „Aaron / DP (Remixes)“ (DFA) enthält genau das, was der Titel verspricht: (vier) Neubearbeitungen der beiden Tracks der ersten Single des Kanadiers in Berlin. Alle Remixer (Aramac, Mesh und zwei Mal Renaissance Man) behalten die melancholische, aber niemals klebrige Grundstimmung der Original-Tracks im unteren Bpm-Bereich bei. Den Finnen Renaissance Man gelingt sogar das Kunststück, aus „DP“ einen Arthur-Russell-Track zu machen. Aber das ist noch nicht alles: Es kam auch noch „Under A Cancer Sky“ (DFA) hereingeflattert. Das „Original Demo“ aus dem Jahr 2009 ist eine Low-Key-Elektronik-Ballade, die Bodans große Kunst schon erahnen lässt. Alexis Taylor (Hot Chip, muss man nicht mehr schreiben, oder?) macht aus seiner „Cover Version“ einen eigenen Song. „Das klingt wie, Time After Time‘ von Cyndi Lauper“, meint Rehm. Und: hat recht.

Die 12-Inch „Straight & Arrow“ (Ninja Tune/Rough Trade) ist als Vorgeschmack auf FaltyDLs neues Album Hardcourage zu verstehen, das auf dem Ninja-Tune-Label veröffentlicht werden soll. Der New Yorker Drew Lustman hat seine Dubstep-Phase ja schon länger hinter sich. Der Track ist eine Art Garage-Soul mit leicht jazzy Untertönen und zerhackten Vocals. In anderen Worten: das perfekte Ausgangsmaterial für einen „Four Tet Remix“. Kieran Hebden kapriziert sich in seinem Rework auf die Vocals, legt eine Kickdrum, ein paar Soundspielereien darunter und einen Acid-Vibe darüber.

Bitte öfters mal an diese funky Disco-Geezer aus New York denken: die hervorragenden Holy Ghost! Sie schicken die Single „It Gets Dark“ (DFA) ihrem zweiten Album voraus, das voraussichtlich Anfang nächsten Jahres erscheinen wird. Es ist gemäß des Titels ein halb dunkler, ziemlich zwingender Disco-Funk mit perlenden Synthesizern. Für die Stunden kurz vor der Afterhour.

Bei Jets handelt es sich um nicht weniger als das gemeinsame Projekt von Jimmy Edgar und Travis Stewart (Machinedrum). Und was soll man sagen? Die vier Tracks der „Jets EP“ (Leisure System) klingen genau so, wie man sich ein gemeinsames Projekt des exzentrischen Elektro-Funk-Hipsters mit dem exzentrischen Elektro-Eklektiker vorstellen würde, wenn man es noch nicht kennen würde. Glitchy IDM-Spielereien paaren sich mit Elektro-Funk-Vibes. Und: es funktioniert.

Mit dieser zweiten 2012er-EP hat Lapalux insgesamt zwölf Tracks draußen und somit (zumindest virtuell) ein Full-Length-Album beisammen. „Some Other Time“ (Brainfeeder/Ninja Tune/Rough Trade) bietet mehr aus dem eklektizistischen Sounduniversum von Stuart Howard. Abgeschrägtes Geschiebe, Gefrickel, kosmische Sphärenklänge, Clicks & Cuts revisited. Und mit „Forgetting And Learning Again (Feat. Kerry Leathan)“ ist sogar fast ein richtiger Song auf der EP.

Wir haben schon längere Zeit nichts mehr von der famosen Scout Niblett gehört. Bald – also auch Anfang nächsten Jahres – soll ein neues Album der Britin kommen, heißt es. Vorher aber die 7-Inch „No More Nasty Scrubs“ (Drag City/Rough Trade), auf der die Singer/Songwriterin zwei Lieder covert. Beide werden durch Nibletts Nachbehandlung entlarvt als das, was sie sind: „Nasty“ von Janet Jackson als ein rechter Scheiß (warum muss im R’n’B immer alles „nasty“ sein?) und „No Scrubs“ von TLC als großartiger Song.

Da kommt was auf uns zu, und zwar Religious Girls. Ein Trio, natürlich keine Girls, aus Oakland, Kalifornien. Die „Midnight Realms EP“ (Alien Transistor/Morr Music/Indigo) hat zwei Original-Tracks („Oscar Grant“ und „Charity“) und vier Remixe davon. Weirder Synthpop, drum-heavy aufbereitet, Soundschichten-Overkill, so wie Arcade Fire, nur ganz anders. „Charity“ gibt es auch in einem Remix von Martin „Console“ Gretschmann, of-Weilheim-fame. Console entschlackt den Song und schickt ihn auf eine wunderbare melancholische Spur.

Der Name Roosevelt, zum Beispiel im Zusammenhang mit dem 26. und dem 32. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, wird ja von „uns Deutschen“ immer gerne falsch ausgesprochen. Und zwar Ruuuuswelt, spricht sich aber fast so, wie er geschrieben wird, nur ein bisschen englischer. Womit wir elegant den Übergang geschafft hätten zu Roosevelt alias Martin Lauber, einem elektronischen Musiker aus Köln, der mit „Sea“ (Greco-Roman) seine Debütsingle auf dem Hot-Chip-nahen Label Greco-Roman veröffentlicht. Der Song ist 1) eine Art synthpoppiger Chillwaver und 2) schon jetzt ein Hit. Beim nächsten Mal erklären wir dann, wie der Name „Moore“ falsch und richtig ausgesprochen wird.