Tarek K.I.Z.
Golem
Eklat Tonträger/Warner (VÖ: 31.1.)
Der K.I.Z.-Rapper setzt sich mit seinem Solodebüt zwischen alle HipHop-Stühle.
Zwischen den Stühlen hocken, das kann er. Das hat Tarek jahrelang mit seiner Stammformation K.I.Z. bewiesen, nun zeigt er als Solist, dass er nichts verlernt hat. Nicht nur, dass er sich für das Video zu „Nach wie vor der Boss“, in dem er Gauland, Weidel und Höcke in „Kill Bill“-Manier abmurkst, Prügel von rechts wie links eingefangen hat.
AmazonMit seinem Album GOLEM besetzt Tarek nun eine bislang unbekannte Nische im deutschen HipHop: Einerseits stellt er sich über mal schmucklosen, mal üppigen, aber immer auf den Punkt produzierten Beats in die eigene K.I.Z.-Tradition der bis zur Karikatur übertriebenen Rap-Klischees, andererseits nimmt er eine politisch bewusste und sozial relevante Autorenstellung ein, wie man sie im deutschen HipHop bislang nur im kreuzbravbiederen und humorlosen Politrap kannte.
Das Erstaunliche dabei: Tarek stürzt bei der Balance auf dem schmalen Grat zwischen diesen beiden Extremen nicht ab. Wenn er in „Letzte Chance“ die gewalttätige Beziehung seiner Mutter zu seinem Stiefvater beschreibt, entsteht kein rührseliges Melodram, sondern knallharter Kitchen-Sink-Realismus.
Mit „Weißer Drache“ nimmt Tarek uns mit auf eine drogeninduzierte Achterbahnfahrt zwischen Größenwahn und Elend, ohne den moralischen Zeigefinger zu heben. „Nach wie vor der Boss“ spielt unterhaltsam mit den Konventionen des Battle-Rap, und dann, zum Abschluss, verabschiedet er in „Frühlingstag“ sogar noch seinen verstorbenen Vater, ohne in Peinlichkeit zu versinken. Groß.