DURCH DEN SUMPF
BERLIN Die biblischen Regenfälle der vergangenen Wochen haben endlich aufgehört, der Juni macht sich gerade warm. Die kommenden zwei Tage werden die mit Abstand bislang heißesten des Jahres werden, noch aber ist es ein luftiger Montagmorgen unter strahlend blauem Himmel. Vor einem verglasten Hotelturm am Alexanderplatz wartet ein schwarzer Sprinter mit dunkel getönten Scheiben auf seine Fahrgäste. Es wird nach Sachsen-Anhalt gehen, am Ufer von Elbe und Saale entlang nach Halle, Magdeburg und Dessau. Dorthin, wo die zweite Jahrhundertflut dieses jungen Jahrhunderts sich gerade wieder aus den Straßen und Kellern zurückgezogen hat, wo die braunen Wassermassen zerstörte Kulturschätze, Schrebergärten und Existenzen freigegeben haben, und wo jetzt Mückenschwärme über die schutzlosen, verzweifelten Menschen herfallen und sie bis aufs Mark aussaugen. Uns aber geht es nicht um Katastrophentourismus. Wir kommen, um zu promoten.
Mittlerweile sind wir vollzählig: Ein Mitarbeiter des Plattenlabels Universal Deutschland. Mark Evans – ein agiler, schneidiger Schotte, unerschütterlicher Quell der guten Laune, Tourmanager und Personal Assistant. Ich. Und, abseits stehend, Begrüßungsrituale und morgendlichen Smalltalk meidend, der, wegen dem wir alle hier sind: Jake Bugg. Klein und blass, die Augen zu schmalen Schlitzen verengt, schwarze Sneaker, schwarze Jeans, schwarze Lederjacke, Lakers-Cap. Der Fahrer verstaut das Gepäck, der Sprinter schluckt uns.
Draußen gleiten die Fassaden des alten Charlottenburg an uns vorbei, drinnen stellt der Mann von Universal Deutschland die Rubin-Frage. Mit Rick Rubin zusammenarbeiten, heißt eben auch: Von Rick Rubin erzählen müssen. „How is working with him?“ Bugg, seit Kurzem erst zurück von Aufnahmen aus Kalifornien, plaudert ein bisschen – das heißt, er nuschelt und murmelt ein paar Stichworte in seinem breiten Midlands-Britisch, und man hat als Deutscher größte Schwierigkeiten, überhaupt irgendetwas zu verstehen: „Very nice … Shangri-La studios … Palm Trees … Sun … Loads of weed … Relaxing … Playing Guitar … Writing songs …“ Zuletzt ein Satz, den man in den nächsten Tagen noch öfter von ihm hören wird: „It reminded me of what I’m actually doing.“
HALLE/RADIO SPUTNIK Unser erstes Ziel ist der MDR in Halle. Radio Sputnik. Bugg ist der Sender nicht unbekannt: „I was there before. I remember it, cause it sounded so ridiculous. Shpootneek.“ Mittlerweile haben wir die Stadt hinter uns gelassen und rauschen durch die Landschaften Sachsen-Anhalts. Vor Orten wie Vockerode und Wörlitz spiegelt sich der Sommerhimmel in den weitläufig überschwemmten Feldern, die Elbe ist noch immer auf ein imposantes Sechsfaches ihrer ursprünglichen Ausmaße angewachsen, schluckt Wiesen, Sträucher und Bäume. Jake Bugg schläft da schon lang, den Schirm seiner L. A.-Lakers-Kappe tief ins Gesicht gezogen (ž1).
Der MDR wurde verschont. Bis an die Pforten des großen Glasbaus war das Wasser herangekrochen. Jetzt backt der weitläufige Vorplatz in der prallen Sonne, als hätte er nie auch nur einen Tropfen Feuchtigkeit gesehen. Drinnen dränge ich mich mit zwei Kameramännern, einem Fotografen, einem Licht-und einem Tontechniker in ein kleines, verdunkeltes Aufnahmestudio. Bugg fläzt dazwischen auf einem Barhocker und zupft auf seiner Akustikgitarre herum. Die Kappe hat er abgenommen, seine dichten, dunklen Haare hängen ihm tief in die Stirn, das Treiben um ihn herum interessiert ihn nicht im Geringsten. Er wirkt wie ein mürrischer kleiner Junge an einem zu großen Instrument.
Als die Techniker fertig sind, lässt er sich kurz das Prozedere erklären, wartet auf sein Signal und beginnt – den Blick zu Boden gerichtet und kaum hörbar murmelnd: „Hi, I’m Jake Bugg and this song ’s called ,Trouble Town‘.“ Sein Gitarrenspiel ist treibend, energetisch, expressiv. Und wenn seine Stimme aus dem nasalen Timbre der Strophen in die hohe Lage des Refrains wechselt, dann zieht man erstaunt die Augenbrauen nach oben. Wie kräftig und mitreißend Bugg schmettern kann, davon macht man sich keine Vorstellung, wenn man nur das Album kennt. Hier in diesem kleinen Raum, keine drei Meter vom Künstler entfernt, stellt es einem die Nackenhaare auf (ž2).
Überhaupt -Buggs Stimme: Oft liest man, es sei die Stimme eines alten Mannes im Körper eines 19-Jährigen. Das stimmt so nicht. Es ist die Stimme eines jungen Mannes, aber eines jungen Mannes aus einer vergangenen Zeit. Sie klingt so, wie das die Stimmen junger Männer heutzutage nicht tun. Nicht nur seine Phrasierung und Intonation, sein altmodisches Vibrato. Es kommt in der Tat so aus seinem Mund, wie man meint, dass sich Gesang nur dann anhört, wenn er mit 60er-Jahre-Vintage-Equipment aufgenommen wurde.
Bugg selbst zeigt nicht den Hauch einer Emotion. Drei Songs reißt er runter, ohne Pause, ohne Fehler, ohne noch mal anzusetzen, völlig ungerührt und mit der großzügigen Prise Ennui, die den echten Profi auszeichnet. Seine Augen sieht man insgesamt vielleicht zwei- oder dreimal. Am Ende von „Lightning Bolt“ noch eine kleine bluesige Schlussfigur, virtuos nachlässig aus dem Handgelenk geschüttelt.
„We done?“, fragt er niemand Bestimmten. Alle im Raum sind etwas überrumpelt von der umstandslosen Schnelligkeit, mit der das jetzt hier erledigt wurde. Kaum zehn Minuten hat es gedauert.
MAGDEBURG / RADIO ROCKLAND Drei Stunden später. Ein Industriegebiet in Magdeburg. Hier ist Radio Rockland zu Hause, ein privater Sender für die Jugend in Sachsen-Anhalt (Slogan: „Mach an und laut!“). Zwei weitere schwarze Sprinter stehen schon auf dem Parkplatz. Jake Buggs Live-Crew rollt gerade das Equipment durch die Eingangstür, davor wartet seine Band: Der Bassist Tom Robertson wird von allen nur Robbo gerufen und strahlt die ruhige, verschmitzte Gutmütigkeit eines jungen Jeff Bridges aus – ein prototypischer Bassist also. Der Schlagzeuger Jack Atherton ist groß und höflich, seine blonden Haare sind akkurat gegelt und seine Haltung ist aufrecht. Man meint, ihm ansehen zu können, dass er aus Cambridge kommt -ein Umstand, den seine Bandkollegen nicht ohne spöttischen Unterton erwähnen. Zusammen steht man so ein bisschen vor der Tür, raucht und blinzelt in die Sonne, bis man die Hitze nicht mehr aushält und lieber drinnen auf den Soundcheck wartet.
Die Räumlichkeiten von Radio Rockland haben den Charme einer neugebauten Zahnarztpraxis. Der Teppichboden ist grau, die Pressholztüren sind grau, die Türklinken sind aus Plastik, die dünnen Wände sind frisch gestrichen. In dem Durchgangszimmer, das zum Backstage umfunktioniert wurde, ist der Rauchmelder noch abgeklebt. Darunter warten Bugg, Atherton und Robertson auf ihren Auftritt. Eine Tür weiter stehen 20 bunte Plastikstühle in der Mitte eines großen runden Raumes. Ihre Rückenlehnen sind so etwas wie der Walk of Fame des Senders. Hier haben sich die Stars mit ihrer Unterschrift verewigt, ein kleiner goldener Aufkleber vermerkt den Namen des Künstlers und das Datum seines Besuchs. Es waren hier: Die No Angels, Monrose, Fady Maalouf, Beth Hart, Kim Wilde, Dick Brave, Yvonne Catterfeld, Martin Kesici, Reamonn, Erkan und Stefan, Revolverheld, Jimmy und Angelo, Haddaway, Peter Maffay, Thomas Anders, Die Scorpions und DJ Bobo.
Gleich werden auf diesen illustren Plastikstühlen 20 treue Radio-Rockland-Hörer Platz nehmen. Sie sind die Sieger eines Gewinnspiels, und dies ist ihr Preis. Ihre Augen werden sie dorthin richten, wo wenige Meter vor ihnen ein paar gestanzte Metallplatten am Boden den Bühnenbereich markieren, wo an einem Gestell aus dünnen Mini-Traversen ein paar Mini-Scheinwerfer hängen und ihr trauriges buntes Licht gegen die kahlen weißen Wände und den grauen Teppichboden werfen. Jake Bugg und Band werden hier in diesem Bühnenaufb au stehen, der aussieht wie beim Partyverleih gemietet, und ein halbakustisches 45-Minuten-Set spielen. In ihrem Rücken eine Glasbausteinwand, auf der anderen Seite des Raums eine halbrunde Fensterfront, die den Blick freigibt auf einen leeren, glutheißen Parkplatz und das Restaurant Ramada („Feines und Deftiges vom Grill. 14 Euro – All you can eat“). Schon jetzt ist es unangenehm heiß und stickig.
„It’s gonna be one of those“, sagt Bugg nur.
„Simple As This“ heißt einer der Songs auf Buggs Debütalbum. Es ist eine bittersüße, melancholische Nummer, natürlich handelt sie von einem Mädchen. Man kann das Stück aber auch als eine Liebeserklärung an die Popmusik lesen. An kurze Lieder und kleine Melodien, in denen sich manchmal die ganz großen Antworten finden lassen, ein bisschen Erlösung, auch wenn sie nur dreieinhalb Minuten andauert:
Tried institutions of the mind and soul /It only taught me what I should not know /Oh and the answer well who would have guessed / Could be something as simple as this / Something as simple as this.
Es ist wirklich ein sehr schönes Stück. Den Refrain heute hier zu hören, es fühlt sich sehr, sehr falsch an. Die jungen Leute, die da in ihren Plastikstühlen sitzen und nicht recht wissen, wie sie sich verhalten sollen. Das helle Tageslicht. Das zaghafte Klatschen. Die schlechte Akustik. Die Hitze, die stickige Luft, der Geruch von schwitzenden Jugendlichen. Die Radio-Rockland-Redakteurin, die hinter ihrem Schreibtisch immer wieder eindöst. Der Kühlschrank und die Kaffeemaschine, die im Raum stehen. Nichts hier ist bittersüß, simpel, erlösend. Auch nicht eine Sekunde würde man denken, dass das hier die Antwort sein könnte. Es ist schwül, klebrig, gequält, ernüchternd und auf verwirrende Weise sehr real. Radio Rockland nennt es kuschlig (ž3). Wie diese Kuschligkeit auf einen wirken muss, wenn man gerade 19 ist, und vier Tage zuvor noch als Support der Stone Roses in Glasgow vor 50 000 Menschen gespielt hat? Man kann nur mutmaßen. Genauso wie beim Auftritt in Halle löst Bugg seine Augen während des Konzerts höchstens zwei- oder dreimal von seiner Gitarre, seine Ansagen beschränken sich auf sporadisch gemurmelte Songtitel. Schlagzeuger Atherton und Bassist Robertson erledigen ihren Job mit versteinerter Miene. Sie reißen es eben runter, it’s just one of those.
Sie sind solche Konzerte gewöhnt, reine Gefälligkeiten, die nicht aufgezeichnet oder ausgestrahlt werden. Der Sender kann ein Gewinnspiel veranstalten, kann seinen Hörern etwas Exklusives bieten, kann sich mit Fotos und Videos der Veranstaltung schmücken, der Aura der Wichtigkeit: „Seht her, normalerweise spielt er vor Zehntausenden, für uns macht er es vor 20!“ Für ein paar Jever Fun und Schnittchen im Backstage! Der Künstler darf im Gegenzug darauf hoffen, in Zukunft für Radio Rockland vielleicht etwas mehr zu sein als nur ein Name auf einer Pressemitteilung der Plattenfirma. Vielleicht denken die Verantwortlichen beim Sender nächstes Mal, wenn sie die Playlisten zusammenstellen, mit Wohlgefallen an den jungen Briten, der da so ein kuschliges Konzert in ihrer Redaktion gespielt hat. In der Branche spricht man davon „den Sender für den Künstler zu emotionalisieren“.
„That’s the slob of promo“, sagt Mark Evans, der Schotte. Der Promo-Sumpf, die Niederungen der Selbstvermarktung. „That’s what drags you down.“
Am Schluss gibt es für jeden noch ein Polaroid mit Bugg. Die jungen Leute nehmen ihn schüchtern in ihre Mitte – es sind nette junge Leute, junge Leute, die Radio hören und bei Gewinnspielen mitmachen. Nur einer fällt aus der Reihe: ein schmieriger Typ, mit weiter kurzer Hose und langen schwarzen Haaren, die vor Pomade triefen. Sein Blick und seine Art sich zu bewegen haben etwas Hyänenhaftes, soll heißen: Er macht einen tendenziell nervös. Während alle noch brav für ein Polaroid anstehen, plötzlich ein lauter Knall, irgendetwas fliegt durch den Raum, prallt von einer Wand ab. Kurze Schrecksekunde, panisches Umschauen. Was war das denn jetzt? Der hyänenhafte junge Mann steht leger vor dem Redaktionskühlschrank, eine frisch geöffnete Flasche Sekt in der rechten, einen Plastikbecher in der linken Hand. Konzentriert gießt er sich ein, die Verwirrung um ihn herum scheint er nicht wahrzunehmen. Es dauert etwas, bis die Radio-Rockland-Redakteurinnen ihre Fassung wiedergefunden haben. Wie er darauf komme, dass das da sein Sekt sei und überhaupt, was er sich bitte schön einbilde, einfach so an einen fremden Kühlschrank zu gehen? Der junge Mann erklärt ihnen, er hätte eben Durst, damit ist für ihn alles gesagt. Er wird des Hauses verwiesen.
HOTELBAR Jake Bugg sitzt am Ende eines langen heißen Tages an der Hotelbar und zeigt auf sein halbvolles Bier (ž4): „That’s as much fun as it gets. I can’t party, I can’t drink like stupid, I have to be a professional.“ Man müsse fit sein, um im Promo-Sumpf nicht unterzugehen, um keine Fehler zu machen. Und man lerne das schnell, sagt er, erst recht, wenn man aus Großbritannien komme, dem Mutterland der printmedialen Gnadenlosigkeit. Bugg ist in einer Sozialbausiedlung in Nottingham aufgewachsen. Er hat das, was man street-smartness nennt: er ist blitzgescheit, ein Schlitzohr, ehrgeizig und sehr darauf erpicht, sich von niemandem den Schneid abkaufen zu lassen. Spricht er von diesem Teil seines Berufs, der Promotion-Arbeit, dann ist es tatsächlich so, als säße da ein alter Mann in seinem jungen Körper: „You have to be cynically open-minded to do it“, sagt er, dann geht er schlafen.
DESSAU / ZDF @BAUHAUS Gestern war es bereits heiß, heute glüht Sachsen-Anhalt. Die scharf geschnittenen Formen des Bauhauses Dessau flirren in der erbarmungslosen Hitze. Nirgendwo findet sich ein Hauch von Schatten auf dem militärisch gestutzten Rasen der Anlage. Langsam aber sicher verwandelt sich das UNESCO-Weltkulturerbe mit seiner imposanten Fensterfront in einen Solar-Backofen. Je länger man sich im Inneren aufhält, desto psychedelischer wird es: Eine seltsame Mischung aus geometrischer Reduktion, kühler Funktionalität und auslaugender, dumpfer, benommen machender Hitze.
Es herrscht buntes Treiben. Für die Musiksendung „zdf@bauhaus“ werden heute zwei Konzerte gefilmt: Lena und Jake Bugg. Und so begegnen einem auf Schritt und Tritt Musiker, Kameramänner, Redakteure, Sound- und Lichttechniker, Plattenfirmenangestellte, Fotografen, Stylisten, Securities. Dazwischen die üblichen Touristen, die durch die Räume und Gänge des Hauses schlendern und das Personal mit ihren Fragen löchern.
Den Soundcheck hat Bugg mit Band bereits mittags erledigt, jetzt wird „Boy Wonder“, wie ihn sein Bassist scherzhaft nennt, kreuz und quer durch das Bauhaus gejagt. Vom Keller ins Dachgeschoss, von einem Gebäudeflügel in den nächsten geht es durch diese Anlage vollendeten modernen Formverständnisses, immer wieder durch Scharen wartender Lena-Fans hindurch. Irgendwann endet die hektische Prozession immer vor irgendwelchen Scheinwerfern, Kameras und Mikrofonen, vor denen Bugg brav die immer gleichen Fragen beantwortet (ž5). Die Hitze nagt an der Substanz, die verschwitzte Kleidung scheuert am Körper. Letzter Programmpunkt vor dem Konzert: Mode-Fotoshoot. Auf drei Stunden angesetzt. Outfits der Herbst/Winter-Saison.
Produktmanager Universal UK: „How do you feel, Jake?“
Bugg: „Pissed off. Fucking monkey.“
Da kann der 19-jährige Brite mäkeln, was er will, die Aula des Bauhauses ist wirklich eine außerordentlich schöne Location für ein Konzert, noch dazu ist die Akustik ganz ausgezeichnet. Fast schon ein bisschen zu gediegen das alles, hier könnten auch Streichquartette auftreten. Passend der Altersdurchschnitt im Saal: Entweder das ZDF hat alle jungen Leute für die Kameras in die ersten Reihen verfrachtet, oder das Publikum hat tatsächlich zu zwei Dritteln die 40 weit überschritten. Bereits bei der ersten Nummer steht der gesamte Saal auf den Stühlen. Diese Leute hier sind ganz offensichtlich nicht eingeschüchtert, und sie haben auch kein Interesse an irgendwelchen Retro-Diskussionen. Die wollen zu jedem 4/4-Takt, den sie ausmachen können, klatschen und mit dem Fuß aufstampfen. Und, was soll man sagen -Bugg, Atherton und Robbo liefern ab. Der Schweiß fließt, den Männern quellen Salzwasserbäche aus ihren Halbglatzen, den Frauen kleben ihre Sommerkleider zwischen den Arschbacken. So heiß, wie es ist, so schwungvoll, wie die Band aufspielt, so frenetisch, wie die Leute klatschen, stampfen und johlen: Man könnte meinen, das Bauhaus stünde nicht in Dessau, sondern irgendwo in den sumpfigen Südstaaten. Es ist ein großartiges Konzert, as simple as this. Als Zugabe dann Neil Young: „Hey hey, my my /Rock’n’roll can never die.“
BERLINER UMLAND Etwas später, ein schwarzer Sprinter rauscht durch die Nacht Richtung Berlin. Acht Männer sitzen darin, „a lotta dick for one car“, wie Buggs Manager bemerkt. Die Stimmung ist ausgelassen: Bugg und Band blasen zum Schneiden dichte Marihuana-Wolken durch den Wagen. Die Manager und Assistenten sitzen unbeeindruckt im Qualm und bearbeiten ihre Smartphones. Morgen wird es für Jake Bugg weiter nach Irland gehen. Heute Nacht möchte er noch in eine Ping-Pong-Bar, sagt er.
Während draußen die überschwemmten Felder sumpfig im Schein der Nacht glitzern und wieder verschwinden.