Die Songs des Jahres 2012
1. Frank Ocean: „Pyramids“
Die Vision von Prince, die Wärme von Stevie Wonder, die Zerbrechlichkeit von Marvin Gaye … dazu Eurodance und ein John-Mayer-Solo. Unmöglich guter Song hinter den bisher gekannten Möglichkeiten von Pop.
2. Django Django: „Default“
Der wahrscheinlich einzige Neuzugang des Jahres in die Klassiker-Playlisten der Indie-DJs.
3. Alt-J: „Breezeblocks“
Das Revival von Kommando Trommele: Beim wiederkehrenden Staccato aus Drums und Klavier hatte jeder seine Finger auf dem Tisch.
4. Azealia Banks: „1991“
Die beste Missy-Elliott-Single 2012 kam nicht von Missy. HipHop ist, wenn die Jugend Druck macht.
5. Hot Chip: „Don’t Deny Your Heart“
„Night & Day“ war der offensichtliche, „Flutes“ der eigentliche Hit auf in our heads. Aber das hier war einfach der schönste Song des Albums.
6. Twin Shadow: „Five Seconds“
Ein Hit, der noch jeden John-Hughes-Film aufgemischt hätte, so dringlicher 80s-Pop ist das.
7. Cat Power: „Ruin“
Da hat sie mit dem zu „Ruin“ gehörenden Sun den größten Erfolg ihrer Karriere und dann kommt der private Ruin. Angeblich ist sie pleite.
8. Ladyhawke: „Black White & Blue“
Nie waren 2012 die „Von wem ist das denn?“-Fragen an den DJ häufiger, egal auf welcher Party.
9. Tame Impala: „Elephant“
Kasabians „Shoot The Runner“ mit Jon-Lord-Gedächtnisorgel – plötzlich war Classic Rock wieder hot.
10. Friends: „Friend Crush“
Auf dem Rücken eines enorme Hypes reitender Frühlingshit des Jahres.
11. Grimes: „Oblivion“
So ein Singsang und trotzdem knackig und tanzbar. Schönster Weltenflucht-Pop des Jahres.
12. Bat For Lashes: „Laura“
Wenn dieser Song auch nur ein Hundertstel aller Adele-Fans erreicht hätte, wäre Natasha Khan jetzt reich.
13. Santigold: „Disparate Youth“
Ja, der Song lief weltweit in diversen Reklamen. Aber Sell-out? Würden Sie die übliche Stussmusik im Werbefernsehen etwa vorziehen?
14. Totally Enormous Extinct Dinosaurs: „Household Goods“
Von dieser riesigen Synthwalze als Refrain, die da durch die Clubs rollte, ließ man sich bereitwillig plätten.
15. Deichkind: „Bück dich hoch“
In NRW wurde einem Angestellten gekündigt, nachdem er dieses Stück auf Facebook gepostet hatte.
16. Jai Paul: „Jasmine“ (Demo)
Ist das der Deal: Statt Debütalbum jedes Jahr nur ein solch deepes Songmonster von Phantom Jai?
17. Get Well Soon: „Roland, I Feel You“
So spielerisch und elegant war der Mannheimer Landlord noch nie. So pathetisch schon.
18. Haim: „Forever“
In einem Jahr Platzhirschkühe der Indie-Szene oder an „Wetten, dass..?“ verloren. In jedem Fall aber: groß.
19. Purity Ring: „Fineshrine“
Post-Dubstep? Witch-House? Futurepop? Qualität, du hast viele Namen.
20. Gossip: „Move In The Right Direction“
Mit ihrem neuen Vollpop zeigten sie nicht nur Mut, sondern dem Dudelradio einen Weg aus der Krise auf.
21. Animal Collective: „Today’s Supernatural“
Kein anderer Song ging einem 2012 so schön auf den Geist wie dieser hier.
22. Jake Bugg: „Lightning Bolt“
1994, als das Debüt seiner Helden Oasis erschien, kam der Folkrocker aus Nottingham gerade mal zur Welt.
23. Sleigh Bells: „Comeback Kid“
Shoegaze-Melodien über brutal beatlastigen Noise Pop. Konnte man nur zu ganz später Stunde auf das gescheitelte Indie-Publikum loslassen.
24. CocoRosie: „We Are On Fire“
David Sitek produzierte den spinnerten Schwestern diesen Ohrwurm.
25. Beach House: „Myth“
Glitzernde Dream-Pop-Strophen mit strahlendem MGMT-Refrain.
26. Japandroids: „The House That Heaven Built“
„And if they try to slow you down / Tell them all to go to hell.“ Nuff said.
27. Sizarr: „Boarding Time“
Brooklyn? East London? Nein, die Pfalz! Fiebriger Tribal-Pop, der jeden Indie-Dancefloor knackte.
28. Mumford & Sons: „I Will Wait“
Wenn scho‘ Banjo …
29. Jessie Ware: „Wildest Moments“
Ultramodern produzierter Pop, der bei allem Klackern und Rauschen im Hintergrund nie die reine Lehre vergisst: Der Refrain muss stimmen.
30. Bloc Party: „Octopus“
Kontroverse Platte, aber auf die Single einigte man sich diskussionslos.
31. Die Heiterkeit: „Alles ist so neu und aufregend“
Die Hamburgerinnen klingen wie eine Mischung aus ihrem Umfeld von Ja, Panik und Christiane Rösinger.
32. AlunaGeorge: „Your Drums, Your Love“
Auf den Zeitgeist produzierter UK-Soul mit einem alles überstrahlenden Refrain.
33. Michael Kiwanuka: „Tell Me A Tale“
Kaum zu glauben, dass man originalgetreuem Retrosoul auch 2012 noch etwas abgewinnen konnte.
34. Nina Kraviz: „Ghetto Kraviz“
Unterschwellig erotischer Minimal-House mit Kraftwerk-Flächen.
35. Sinkane: „Runnin'“
Sozialkritischer Discofunk aus dem Indie-Herzen Brooklyns.
36. Me & My Drummer: „You’re A Runner“
Minimalistische Dream-Pop-Strophen mit großem Florence-Refrain.
37. Howler: „I Told You Once“
Garagenrock-Konsenshit der Saison vom dauerdicht wirkenden Posterboy Jordan Gatesmith.
38. Kendrick Lamar: „Swimming Pools (Drank)“
American Wunderkind trifft 70s-Funk, mixed by Dr. Dre: der am breitesten angelegte Song Lamars.
39. Eugene McGuinness: „Lion“
Aus diesem Song hätte der Londoner auch fünf machen können. Hätte er aber nicht nötig gehabt.
40. Die Türen: „Pop ist tot“
Ein Refrain fürs Stadion, ein Text für die Kulturblogs.
41. Michael Mayer feat. Jeppe Kjellberg: „Good Times“
Elegant und ungemein geschichtsbewusster Disco House aus dem guten Hause Kompakt. Jetzt tanzen!
42. Usher: „Climax“
Von Diplo produziert, trägt die Single ihren Namen zu Recht: ein Höhepunkt im Schaffen des R&B-Heulers.
43. The Shins: „Simple Song“
Schön einfach und einfach schön: Wie mühelos James Mercer da wieder die Sonne vertont hat.
44. Yeasayer: „Henrietta“
Yeasayer hoppeln aufgeregt durch eine bunt kolorierte Pillenpoplandschaft. So klingt Psychedelic heute.
45. Dry The River: „New Ceremony“
Eine Mischung aus Killers und Band Of Horses, nur ohne den Schleim Ersterer und mit der Aufgeregtheit, die Zweitere nach Cease To Begin verloren haben.
46. Fritz Kalkbrenner: „Get A Life“
Und auf einmal war nicht nur der große Bruder Bestseller: „Get A Life“ erreichte Platz 22 in Deutschland.
47. Kindness: „That’s Alright“
Obwohl teilweise von einem 80s-Funk-Knaller geklaut: Disco-Brett, am Rand der Kakophonie.
48. Róisín Murphy: „Simulation“
Fast unbemerkt veröffentlichte die Grande Dame des Elektro-Pop diesen treibenden Vielminüter auf dem Discolabel Permanent Vacation.
49. Toy: „Motoring“
Sie waren die Jing Jang Jong hinter Joe Lean. Heute sind sie neben den Horrors DIE Shoegazer Englands.
50. Lana Del Rey: „Summertime Sadness“
Nach ihrem „Saturday Night Live“-Auftritt hatte man sie abgeschrieben. Dann landete Lana tatsächlich noch einen amtlichen Sommerhit.