Der Englische Garten
Bei Tag und Nacht
Tapete/Indigo (VÖ: 13.3.)
Lupenreiner Pop für Nerds und Schöngeister.
Das Plattencover im Stil der Wimmelbücher von Ali Mitgutsch ist ein erster gut funktionierender Trick: Ohne einen Ton gehört zu haben, fühlt man sich sofort wohl im Englischen Garten. Es ist Sommer, die Kinder spielen, das Gewässer fließt, Erwachsene halten sich an den Händen – das Leben ist „Ein guter Plan“, wie eines der vielen formvollendeten Lieder auf BEI TAG UND NACHT heißt.
Die Band kommt aus München und besteht aus sieben Männern, die sich aus Plattenläden kennen und dort über Bands und Platten redeten, deren Wert im starken Widerspruch zum kommerziellen Erfolg steht. Nerds halt, die von Madness ausgerechnet die jüngsten Alben lieben und von Dexy’s Midnight Runners die unverkäufliche Platte nach den Hits. Inhaltlich gibt es beim Englischen Garten einen deutlichen Hang zur Romantisierung des prekären Pop-Lifestyles, den die Münchner mit den Hamburger Kollegen von der Liga der gewöhnlichen Gentlemen teilen – es ist natürlich kein Zufall, dass beide Gruppen auf dem Tapete-Label veröffentlichen.
Dass München näher am Mittelmeer als an der Nordsee liegt, zeigt sich am sonnigen Tempo eines Liedes wie „Ruf doch mal an“, die perfekte Übernahme der Klangblaupause der Beach Boys auf „Neue Landkarte“ erinnert an die Pop-Könnerschaft der Augsburger Band Friedrich Sunlight (natürlich auch auf Tapete). BEI TAG UND NACHT ist eine Platte wie ein gutes Buch mit Wimmelbildern: Die ganz große Story fehlt, dafür gibt es herrliche Details im Überfluss.