Zebra Katz
Less Is Moor
Awal/Kobalt (VÖ: 20.3.)
Freestyle-HipHop, Drum’n’Bass-Bilderbuch, Industrial-Produktion – Ojay Morgan stellt sein Narrativ in eine Sound-Dystopie.
Dass das hier ein Debütalbum ist, kaum zu glauben. Ojay Morgan alias Zebra Katz war in der letzten Dekade als Produzent an diversen Orten unterwegs, aber das große Format aus der Analog-Ära des Pop hat er, der sich selbst als „black, queer and other“ bezeichnet, tatsächlich noch nicht bedient. 2012 landete er den Underground-Hit „Ima Reed“, der als Soundtrack einer Rick-Owens-Show auf der Pariser Fashion Week steil viral ging, später veröffentlichte er Mixtapes und EPs, im MoMA und anderen Kunsttempeln war er zu erleben und immer wieder mit ausgedehnten Live-Programmen.
LESS IS MOOR sollte ursprünglich auch viel früher erscheinen, 2017 aber zog Zebra Katz es vor, mit den Gorillaz auf Tour zu gehen, nachdem er auf deren Album HUMANZ Gastvocals beigesteuert hatte. An einigen seiner eigenen Tracks soll er schließlich jahrelang mit befreundeten Musikern gearbeitet haben, Shygirl und S. Ruston haben hier ihre Spuren hinterlassen.
Der Bass drückt über weite Strecken von LESS IS MOOR, die Regler am Anschlag, Noises schweben wie Drohnen über Beats, die man auch dem Industrial zuordnen könnte, Zebra Katz steht als Erzähler freestylend in dieser Sound-Dystopie: „I’m that sick sadistic fucking twisted bitch, yeah“ lautet eine seiner Ansagen. Die Zeile stammt aus „Zad Drumz“ und sie fällt in ein Bilderbuch-Gehuddel von Drum’n’Bass, an anderen Stellen schiebt sich die Stimme brüchig, fast zart in Soundlandschaften oder schießt durch Dancefloor-Passagen. LESS IS MOOR kommt einer Inspektion von Identität und Blackness gleich, in einer Gangart, die man als krass bezeichnen darf.