„Paardiologie“: Intimer Seelen-Strip mit therapeutischer Wirkung
Ein Podcast über Liebe, Sex, komplexe Gefühlswelten und kleine Geheimnisse – klingt erst einmal nicht nach einem besonderen Alleinstellungsmerkmal. Aber „Paardiologie“ mit Charlotte Roche und ihrem Mann Martin Keß ist anders. Besser. Und intimer als alles, was Ihr bisher von fremden Menschen gehört habt.
Habt Ihr als Kind auch öfter hinter der Tür gelauscht, wenn sich Eure Eltern unterhalten haben? Wenn die Beziehung, Schwächen und Stärken des jeweils Anderen, aber auch Nichtigkeiten des Alltags bis ins Kleinste zerlegt wurden, bekam man einen Eindruck davon, wie die Menschen, die einen großziehen, eigentlich wirklich tickten. Nun sind Charlotte Roche und Martin Keß ja aber nicht Eure Erziehungsberechtigten – warum also fremden Leuten in „Paardiologie“ beim Wälzen solcher Themen lauschen?
Schonungslose Offenbarung
Beziehungsberechtigt sind sie allemal: Ihre Geschichte zeigt, dass Liebe nicht mit der Schablone vorgezeichnet werden kann. Zwar wussten die Moderatorin und der frühere Fernsehproduzent schnell, dass sie zusammengehörten, doch wie in jeder Beziehung warteten auch etliche Herausforderungen auf das Paar, das seit 2007 verheiratet ist. Zusammengekuschelt in ihrer intimen Podcast-Höhle erzählen sie sich gegenseitig, was sie während der Zeit fühlten, als der Alkohol ihr Leben immer häufiger zum Kentern brachte – und selbst massive Holztische aus Wut umher geworfen wurden oder abgetrennte Fingerkuppen im Silvesterrotkohl landeten. Warum Martin wohl bis heute an einem „Heuboden-Trauma“ aus Jugendzeiten leidet, wie Charlotte ihre Ängste und Zwänge zu kontrollieren lernte und welche Sexpraktiken sie zu Beginn ihrer Beziehung dem anderen zuliebe ausprobierten.
Unterstützend steht ihnen außerhalb der Podcast-Sprechstunde Dr. Amalfi zur Seite, wenn ihnen manche Themen mal über den Kopf wachsen (der Name ihrer Psychologin, die sie oft gemeinsam besuchen, ist natürlich ausgedacht und von den „Sopranos“ inspiriert). Wichtig wurde dies zuletzt auch, weil Charlotte ihrem ahnungslosen Ehemann vor dem Mikrofon offenbarte, dass sie sich vorstellen könne, die Beziehung für andere Partner zu öffnen.