500 M


So, Kinder jetzt schreibt mal eine schöne Geschichte mit diesen Worten: Früh, Chlor, Mandarine, Traum, Noah, Auf und Ab, Parfum, Brücke, 500 Meter. Aus den neun Songtiteln dieses Albums lässt sich nicht nur eine prima Schulaufgabe für den Deutschunterricht basteln, sie verleihen den Soundbildern, die der Krautrock-Pate Jochen Irmler (Faust) und die Postpunk-Heroine und Produzentin Gudrun Gut (Malaria, Ocean Club) produzierten, kurze, griffi ge Namen. Dabei waren die Orgelaufnahmen Irmlers, die Gut später editierte und mit Perkussion anreicherte, teilweise bis zu 30 Minuten lang. Guts Beats aus der Maschine haben sich der Logik von Irmlers improvisierten Raumerkundungen verpflichtet, sie gehen den Kreisen und Ellipsen nach, die der Keyboarder zeichnet -pluckernd, treibend, manchmal wie Gase, die aus dem Erdboden treten. 500 M ist das Projekt einer Annäherung von Techno und Krautrock, von Struktur und Befreiung. Beim Anhören merkt man, wie in den verwaschenen, leicht sphärischen Aufnahmen allmählich die Zeit, die zwischen der Geburt der beiden Musiken liegt, fast vollends verschwindet. Das ist das Schöne an dieser Kollaboration der beiden Künstler, sie erzählt von den Möglichkeiten des Zusammenrückens und Entdeckens. Gut und Irmler aber bestellen dieses sehr offene Spielfeld mit einem überschaubaren Repertoire an Ideen, gemessen an ihren letzten Solo-Aufnahmen. Man hätte sich eine lebendigere Geschichte aus diesen Worten vorgestellt. ***