Shirley Holmes

Die Krone der Erschöpfung

Rookie/Indigo (VÖ: 24.4.)

Das Rock-Trio aus Berlin erweitert nicht nur seine musikalische, sondern auch seine inhaltliche Bandbreite.

Gleich im Opener „Binichbinich“ legen Shirley Holmes ihre Wurzeln offen. Breitwandgitarren, Donnerschlagzeug und dann das Zitat, der hysterische Give-it-to-me-aha-aha-Chor aus „Pretty Fly (For A White Guy)“, also genau der Moment, in dem The Offspring ein einziges Mal den alten, weißen Männer-Punk mit der nötigen Selbstironie abfederten. Selbst 22 Jahre später kein schlechter Referenzpunkt, vor allem für eine Berliner Band wie Shirley Holmes, die sich dem typischen Hauptstadt-Hipstertum demonstrativ nicht verpflichtet fühlt.

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Nein, Coolness kann man dem Trio wirklich nicht vorwerfen: Stattdessen nutzen Shirley Holmes auf DIE KRONE DER ERSCHÖPFUNG vor allem die Möglichkeiten der klassischen Kraft-Rock-Formation aus Gitarre, Bass und Schlagzeug, aber bemühen sich auf ihrem dritten Album um so viel musikalische Vielfalt wie noch nie. Das bedeutet, dass eingängige Power-Pop-Hits wie „Das Licht“ friedlich neben experimentellen NdW-Versuchen wie „Wolf von Brandenburg“ stehen.

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Die musikalische Öffnung geht mit einer inhaltlichen einher. Neben klassischen Rock-Sätzen wie „Ich weigere mich, genug zu kriegen“, fragt sich Shirley Holmes aber auch, was die CDU gegen die Wiederansiedlung des Wolfes hat, zieht in „Geleitete Meditation“ die neue Besinnlichkeit durch den Kakao und winkt auch noch dem „Konzoom“ Goodbye. Spätestens jetzt, bei der Konsumkritik, stellt man eine gewisse, neue Nachbarschaft zu Wir Sind Helden fest – auch wenn die Gitarren bei Shirley Holmes sehr viel kräftiger und die Synthies sehr viel weniger piepsig sind. Aber wie gesagt: Es gibt wahrlich schlechtere Referenzpunkte.

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