The 1975
Notes On A Conditional Form
Polydor/Universal (VÖ: 22.5.)
Auf ihrem vierten Album probieren sich The 1975 in den verschiedensten Spielarten aus. In der Dauerabwechslung findet die Indie-Rock-Band aus UK aber auch zu sich.
Alles beginnt mit Greta Thunberg und ihrem Opening-Monolog, den die Klimaaktivistin mit den Worten „it is now the time for civil disobedience. It is time to rebel“ beendet. Die Zeile bildet einen grandiosen Übergang zu „People“, einer sozialkritischen Hardrock-Nummer, die musikalisch an Marilyn Mansons „The Beautiful People“ erinnert, und in der Frontmann Matt Healy sich die Seele aus dem Leib schreit.
AmazonEs geht auch anders: Durch angenehme Zurückhaltung fällt das schwelgerische „Jesus Christ 2005 God Bless America“ auf, bei dem Phoebe Bridgers mitsingen darf. Es ist einer der schönsten Momente auf dem 22 Songs zählenden Mammutwerk des Quartetts aus Manchester, das noch allerhand Weiteres bietet: Neben Indie Rock- („Roadkill“) und Pop-Momenten („Me & You Together Song“) gibt es auch elektronische Sounds: „Shiny Collarbone“ hat House- und Dancehall-Einflüsse, während „Having No Head“ an die Arbeiten von Trent Reznor und Atticus Ross erinnert.
Auf NOTES ON A CONDITIONAL FORM erkunden The 1975 die unterschiedlichsten musikalische Spielarten, was nicht nur die Albumlänge auf 80 Minuten treibt, sondern auch auf Kosten eines größeren Konzepts geht. Fast schon zwangsläufig gibt’s auf dem Album auch Füllmaterial, etwa den dahindudelnden Electronica-Track „Yeah I Know“ oder „Don’t Worry“, das wie ein Abklatsch des frühen James Blake wirkt. Am Ende stellt man fest, dass The 1975 einfach am besten sind, wenn sie sich auf ihre eigene musikalische Essenz reduzieren. Wie im Highlight des Albums, dem Schlusssong „Guys“. Es ist ein unglaublich eingängiger, zeitloser Indie-Pop-Hit geworden, den man noch ewig mitsummen möchte.