Oneohtrix Point Never
Magic Oneohtrix Point Never
Warp/Rough Trade (VÖ: 30.10.)
Ein Tag am Radio – im Kopf eines Electronica-Avantgardisten.
Hinter dem abstrakten Namen des Projekts Daniel Lapotins steckt die verfälschte Kennung des Soft-Rock-Radiosenders, den er in seiner Kindheit und Jugend an der US-Ostküste gehört hat: „Magic 106.7“ heißt die Station, mit Knoten in der Zunge wird aus „106.7“ Oneohtrix Point Never. Das „Magic“ hat das Electronica-Genie nun dazugepackt, um sein neues Album zur Hommage an die Dauerberieselung mit Musik von REO Speedwagon, Rupert Holmes und Christopher Cross zu machen.
AmazonLapotin simuliert einen Radiotag natürlich wie er in einer Parallelwelt ablaufen könnte. Dort wäre „I Don’Love Me Anymore“ ein Hit, „Bow Ecco“ Yoga-Musik, „The Whether Channel“ Muzak für einen Infosender, „No Nightmares“ eine Hymne für die Nacht, grandios gesungen von Gastsänger The Weeknd. „Cross Talks“ hat Lapotin die kurzen Zwischenspiele mit Samples aus dem US-Radio genannt, die jeweils einen Wandel der Klangfarbe ankündigen.
Das letzte Viertel klingt wie „Radio Twin Peaks“: Durch die 80s-Schmonzette „Lost But Never Alone“ weht der Geist eines Dämons. Bei der Komposition der Wahnwitz-Symphonie „Shifting“ hat Arca mitgeholfen, der entrückte Trip endet mit „Nothing’s Special“, dem traurigsten Moment in der bisherigen Geschichte von Oneohtrix Point Never: Der letzte Radio-DJ spielt sein letztes Lied, alte Computer geben den Rhythmus vor, digitales Gebimmel erinnert an bessere Zeiten, dann beschließt die deprimierte Vocoderstimme dieser Hyperballade: „I think that’s probably it.“