Ane Brun
After The Great Storm / How Beauty Holds The Hand Of Sorrow
Ballon Ranger/Cargo (VÖ: 30.10./27.11.)
Nordische Melancholie auf zwei Alben: misslungene Opulenz, guter Minimalismus.
Ane Brun, gebürtige Norwegerin, Wahlheimat Stockholm, zählt in Skandinavien zu den Superstars und findet auch in Deutschland zuverlässig Gehör: Die Leute mögen hierzulande die weiblichen Stimmen des Nordens, die Klarheit ihres Gesangs, die Melancholie der Musik. Schon im vergangenen Jahr hatte Ane Brun eine Reihe von Stücken geschrieben, dass daraus nun gleich zwei neue Alben geworden sind, die um vier Wochen versetzt erscheinen, ist der Pandemie geschuldet: Alles musste raus!
AmazonAFTER THE GREAT STORM (2 Sterne) bietet Ane Brun im Vollmodus, die nordische Singer/Songwritermusik wird um Ethno-, TripHop-, Electronica- oder Modern-Pop-Dimensionen erweitert. Das gelingt ganz gut bei verspielten Stücken wie „Crumbs“, das an Sophie Hunger erinnert, oder dem von gespenstischen Synthie-Flächen dominierten „Take A Hold On Me“. Häufig jedoch versinkt die Musik in der Banalität des Schönklangs.
Eindrucksvoller ist HOW BEAUTY HOLDS THE HAND OF SORROW (3,5 Sterne): Ane Brun reduziert die Instrumente, übrig bleiben Stimme, akustische Instrumente, wenige elektronische Effekte. Und schon funktionieren die Songs: „Closer“ bietet neoklassische Dramatik, „Song For Thrill And Tom“ beginnt wie ein Folksong und verwandelt sich in einen winterlichen Choral. Am Ende dieser zweiten Platte steht „Lose My Way“, das Ane Brun mit dem Neoklassik-Star Dustin O’Halloran geschrieben hat: Ein leises Lied, nur Gesang und Piano – aber zweifellos der stärkste Moment, auf dem sie endlich ihr Ziel erreicht: Einmal so gut zu sein wie Kate Bush.