PeterLicht
Beton und Ibuprofen
Tapete/Indigo (VÖ. 5.3.)
Klug, lustig, kritisch: Neues vom Indie-Pop-Meister der Republik.
Jahrelang zeigte der Dramaturg, Musiker und Schriftsteller sein Gesicht nicht. Weder als Gast in der Show von Harald Schmidt noch beim Lesewettbewerb in Klagenfurt. Der Kölner Künstler wollte nicht, dass seine Worte eine Visage erhalten. Lenkt nur ab. Mittlerweile spart er sich diesen Griff in die Trickkiste: Zu BETON UND IBUPROFEN gibt es Porträtbilder.
AmazonPeterLicht sieht darauf aus wie Kurt Wagner von Lambchop: Durchschnittsgesicht, Brille, Mütze. Wir haben ihn jetzt vor Augen, und doch lenkt nichts ab: Eine Allerweltsvisage singt Allerweltslieder, passt. Wobei Allerwelt bei PeterLicht nicht für Beliebigkeit steht. Der Künstler widmet sich den Individuen und formuliert dabei den Anspruch, diese Heterogenität in lyrische Formeln zu bringen. Nur so werden seine Stücke zu Popsongs.
Musik, die sich traut, schön und offen zu sein
Das erste, „Wenn du traurig bist“, erzählt von okayen Häusern mit falschen Leuten drin, aber auch von einem Mantel, den man nicht hat, weil man pleite ist, weshalb man sich bloß nicht einbilden sollte, einen schützenden Mantel zu besitzen. Diese Fabelsprache über den Kapitalismus ist typisch für PeterLicht. Eingebunden wird sie in eine Musik, die sich traut, schön und offen zu sein: Gitarren-Elektro-Indie-Pop, der theoretisch Massen gefallen könnte – wenn der Künstler bereit wäre, sein Publikum in Sicherheit zu wiegen.
Aber PeterLicht interessieren Sicherheiten nicht, weil es sie in seinen Augen gar nicht gibt. Also zieht es ihn raus in die riskante Gesellschaft, und sei es, um sich einen Vorsprung vor der Depression zu erarbeiten. „Wenn du eine Sonne siehst, dann lauf ihr entgegen“, heißt die zentrale Stelle der fantastischen Single „…e-scooter deine Liebe“, die übrigens auch die Frage beantwortet, ob PeterLicht nicht mal wieder was wie den alten Hit „Sonnendeck“ aufnehmen könnte.
„BETON UND IBUPROFEN“ im Stream hören: