Jane Weaver
Flock
Fire/Cargo (VÖ: 12.2.)
Die englische Soundbastlerin zerschlägt mit einer Pop-Platte das Patriarchiat.
Nanu, ist das ein verschollener Song von Stereolab? Auf die Idee kann man schon kommen, denn „Modern Reputation“ klingt mit seinen ätherischen, mit viel Hall unterlegten Vocals und der sanftschwebenden Synthiemelodie stark nach den mittleren 90er-Jahren, als Laetitia Sadier und Tim Gane Sixties-Retrosound mit Indie-Pop vermischten. Aber nein, wir hören Jane Weaver, die sich in besagtem Stück nicht nur „smash the patriarchy“ wünscht, sondern mit FLOCK alle Freiheit gönnt, die im Lockdown-Zeitalter abhanden gekommen ist.
AmazonWaren bereits auf MODERN KOSMOLOGY, dem letzten Album der aus Liverpool stammenden Musikerin, Sängerin (Kill Laura, Misty Dixon) und Labelbetreiberin (Bird Records) ihre Folk-Wurzeln nur noch sporadisch erkennbar, zelebriert Weaver nun genüsslich hochglänzenden Pop: „The Revolution Of Super Visions“ ist ein basslastiger, funky Dancetrack, „Stages Of Phases“ zitiert Goldfrapp während ihrer T.-Rex-Phase mit bratzig übersteuertem Schlagzeug und cool-verführerischen Lyrics („Anything could happen / And anything could be“).
In „Heartlow“ fusionieren Girlgroup-Gesang und Psychedelik zu einem faszinierenden Amalgam, das wie das eingängige „Solarised“ beinah ein Radiohit sein könnte – wären da nicht die kleinen, verräterischen Gimmicks in Form von Stop-and-Go-Beats, jazzigen Flöten im Hintergrund und allerlei undefinierbarer Space-Klänge, die Jane Weaver in ihre Tracks einbaut und sich damit als alles außer mainstreamtauglich erweist. Vielmehr bricht sich auf FLOCK immer wieder die freakige Soundbastlerin Bahn, die mit größter Selbstverständlichkeit auch mal eine Pop-Platte machen kann.