Ausgeblutet: Warum das Ende von „Dexter“ immer noch enttäuscht


Acht Staffeln lang mordete sich der erstaunlich sympathische Serienkiller Dexter Morgan durch die erfolgreiche Showtime-Serie – bis es zum katastrophalen Finale kam. Mit einer Mini-Serie, die im Herbst 2021 starten soll, wollen die Verantwortlichen den Schaden nachträglich beheben.

Je länger eine Serie auf Sendung ist, desto höher die Gefahr, Fehler zu machen. Die Comedy-Serie „Two and a Half Men“ scheiterte (spätestens) an der Neubesetzung, die Mindfuck-Serie „Lost“ stürzte mit ihrer Auflösung ins Bodenlose und „Game of Thrones“ erntete für die letzten Folgen harsche Kritik von der Anhängerschaft. Für Schöpfer*innen und Autor*innen ist es nicht einfach, geliebte Serienheld*innen und ihre Geschichten zu einem versöhnlichen Abschluss zu bringen.

Die von Showtime produzierte Serie „Dexter“ reiht sich in die miesen Abgänge nahtlos ein, das 2013 ausgestrahlte Finale sorgte für Entrüstung. Mit einer Mini-Serie, die für Herbst 2021 erwartet wird, sollen die Wogen geglättet werden. Aber was hat die Fans eigentlich so wütend gemacht?

Hier geht es zum Trailer:

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Ein langsamer Tod

Die Figur des Killers Dexter Morgan (Michael C. Hall) war deshalb so faszinierend, weil er zwei gänzlich widersprüchliche Persönlichkeiten in sich vereinte. Eigentlich setzte er sich ja durchaus für Gerechtigkeit und Ordnung ein – allerdings mit den zweifelhaften Mitteln der Selbstjustiz. Tagsüber geht er seinem Job als Blutspuren-Analytiker im Miami Metro Police Department nach, nachts seiner eigenen Mordlust, die ausschließlich Täter*innen treffen soll. Wer ist cleverer? Wer ist dem anderen einen Schritt voraus? Das ständige Katz-und-Maus-Spiel und die lauernde Gefahr, das Doppelleben könnte auffliegen, fand seinen Höhepunkt in Staffel 4.

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Die finale Folge der Staffel ließ Fans entgeistert zurück: Insbesondere die Tatsache, dass Dexters Familienleben durch den Trinity-Killer mit seiner geheimen Identität kollidierte, brachte die Story an einen Punkt, der eigentlich nicht mehr fortzuspinnen war. Die kreativen Köpfe sahen diesen Moment jedoch nur als Zwischenstopp für weitere Geschichten, die im Rückblick keineswegs an diesen Moment in Staffel 4 heranreichten. Die Serie blutete langsam aber sicher aus.

Gleichgültigkeit trifft Planlosigkeit

Die folgenden Episoden dümpelten dementsprechend so dahin. Entscheidungen wurden getroffen, nur um sie gleich wieder zu revidieren. Dann zog Staffel 8 ein letztes Mal alle Register: neue Gegner, neue Liebe, neuer Anfang. Für die zwölf Folgen zu viel des Guten, die aufwendigen Charakterentwicklungen aus den vorherigen Staffeln wurden dabei teilweise völlig außer Acht gelassen. Die Fans fühlten sich überrumpelt, ihre über viele Jahre leidenschaftlich verfolgte Geschichte drohte mit einem unwürdigen Finale verpfuscht zu werden. Die wohl schmerzhafteste Wendung: Dexter inszenierte seinen Tod und tauchte in der Einöde ab, wo er als bärtiger Holzarbeiter schweigend in die Leere starrte.

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Dabei ist die Option, sich eine Rückkehr offenzuhalten, gar nicht der verwerfliche Punkt. Das Problem liegt eher darin, dass die lieblose Finalszene unstimmig, gar hilflos wirkt. Weder greift sie vorher ausgerollte Fäden aus der Story auf, noch läutet sie ein stimmiges Ende ein. Kurz gesagt: Es fühlt sich schlichtweg falsch an.

Letzter Versuch mit neuen Folgen

Ob nun der brodelnde Unmut der Fans der Auslöser war oder der Trend, Serien zu „recyceln“ daran Schuld ist: Im Herbst 2021 wird der sympathische Serienkiller wieder auf Jagd gehen. Eine Mini-Serie/neunte Staffel soll den unwürdigen Ausklang von 2013 damit vergessen machen. Um auf Nummer sicher zu gehen, kehrt Michael C. Hall als titelgebender Polizist und Mörder wieder zurück und auch Clyde Phillips, der die Serie von Staffel 1 bis 4 als Showrunner begleitete, übernimmt wieder das Ruder. Eine gute Ausgangslage, die für eine Rückkehr zu den Wurzeln stehen könnte.

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So löblich der Ansatz auch klingt, mit neuen Folgen zerstörtes Vertrauen wieder aufbauen zu wollen, wird es eine Mammutaufgabe sein: Setzen die Macher*innen beim verkorksten Finale an, werden Erinnerungen an Staffel 8 wach. Wird alles zuvor Geschehene außer Acht gelassen, wird die Geschichte nicht anschlussfähig sein, und sich erneut falsch anfühlen.

So oder so: Es wird spannend zu sehen sein, wie sich Dexter aus seiner Blockhütte zurück ins Leben mordet. Manchmal ist der Tod eben doch ein Neuanfang.

„Dexter“ (Staffel 9) soll im Herbst 2021 in den USA anlaufen. Ein Start in Deutschland ist derzeit noch nicht bekannt.

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