Juan Wauters
Real Life Situations
Captured Tracks/Cargo (VÖ: 14.5.)
Der Songwriter aus Uruguay enttäuscht mit seinem Radio-Pop die recht hohen Erwartungen.
Was ist denn da passiert? Nachdem Juan Wauters auf dem introvertierten Vorgänger-Album INTRODUCING JUAN PABLO (2019), das sich zum Popkritik-Geheimtipp-Darling mauserte, klang wie ein südamerikanisierter Nick Drake, wirkt das neue Album wie ein Bewerbungsschreiben fürs Konsensradio.
AmazonIst das Album überhaupt ein Album? Wie ein zusammengewürfeltes Mixtape mutet es eher an. Hier ein bisschen After-GRACELAND-Paul-Simon, dort ein bisschen Paul-McCartney-Gitarrenballade, und leider auch zu viel Störenfried-Kapelle, die zwischen den Tapas-Gängen spielt, bis man mitleidig Trinkgeld gibt. Im Grunde könnte das ganze Album in einem Rutsch im Radio laufen, und dem Nebenbeihörer würde nicht mal auffallen, dass das die ganze Zeit derselbe Act ist.
Eine Ode aufs Radio
Wenn man dem PR-Text zur Platte Glauben schenkt, ist das allerdings Konzept: Juan Wauters, der in Montevideo, Uruguay geborene Songwriter, der nunmehr in Brooklyn wohnt, wollte nämlich eine Ode aufs Radio anstimmen, das uns, ob seiner Vielstimmigkeit, aus unserer Bubble reiße. Deshalb hat er sich viele Gäste geladen, wie (den leider klanglich zuverlässig austauschbaren Everybody’s Niceboy) Mac DeMarco, aber auch den wirklich tollen Neosoul-Newcomer Nick Hakim, den viel mehr Leute auf dem Radar haben sollten.
Einen melancholischen Sommerhit serviert Juan Wauters im Herzen seines ob der Dornen und des Heus artischockenhaften Radio-Konzeptalbums auch gleich mit, „Carmina Pensá“, den man sich bestimmt 20 Mal gern anhört, bevor er einem auf die Nerven fällt.