School of Zuversicht
An Allem Ist Zu Zweifeln
Hanseplatte/Misitunes/Broken Silence (VÖ: 20.8.)
Erinnerung is just a trick: Das Hamburger Kollektiv mixt Stile und Sprachen zu diskursivem Polit-Dance-House.
„Ich bin ein trauriger weißer Mann / Millionen Songs preisen dir meine Leiden an“, singt Patricia Wedler alias DJ Patex alias School of Zuversicht sonor zu pumpendem Ibiza-House in „Im Swimmingpool der Empathie“: S.O.Z. feiern den vermeintlichen Widerspruch aus Diskurs und Disco und kombinieren nonchalant sperrige Textzeilen wie „Nur weil du mir deine Wunden zeigst / Bist du noch lange nicht mein Heiland“ mit unwiderstehlichen Beats.
AmazonAuch auf dem zweiten Album ihres Projekts, das keine feste Band, sondern ein offenes Kollektiv ist, bringt Patex die miesen, ungerechten, idiotischen Verhältnisse zum Tanzen und sicher geglaubte Privilegien ins Wanken. Ganze zehn Jahre liegen zwischen RANDNOTIZEN FROM IDIOT TOWN und AN ALLEM IST ZU ZWEIFELN, an dem wieder lauter gute Freund:innen wie Carsten „Erobique“ Meyer, Manuel Scuzzo, Ruth May, Plemo und natürlich Longtime Companion Knarf Rellöm beteiligt sind.
Die Tracks sind voller Bezüge und Verweise: auf Whirlpool Productions, Zadie Smith, The Fall, auf sich selbst. Dem titelgebenden Idioten der ersten Platte begegnen wir im sieben Minuten langen, teils gepfiffenen Impro- Soul-Dance-Hit „Salon der Idioten“ wieder: „You’re a cheerful soul“, chantet Patex, Rellöm erwidert am Schluss in herrlichstem, angewidertem Falsett: „Ihr seid einfach scheiße Frohnaturen.“ Und manchmal ist es in der Schule einfach nur schön: „Lost In Music“ von Sister Sledge und Lana Del Reys „Video Games“ morphen zu minimalistischen Elektroballaden, in denen Patex‘ Stimme besonders gut zur Geltung kommt.