Sprechen Sie Pop?

Das Heer internationaler Interpreten, das sich von den 50ern bis in die 70er-Jahre an Eingedeutschtem versuchte, ist unüberschaubar. Sammler haben sich auf dieses exotische Segment spezialisiert. Weniger sammelwütigen Naturen bietet SPRECHEN SIE POP? die Möglichkeit, solchen Raritäten ohne stundenlanges Stöbern auf Flohmärkten und Plattenbörsen zu lauschen: Adamo, ein italienischstämmiger Belgier mit Erfolg in Frankreich, sang 1969 eine Anti-Kapitalismus-Hymne namens „Zeit ist Geld“. Existenzia-Iisten-Hohepriesterin Juliette Greco beschrieb 1966 ganz zeitgeistig „Die Gammlerin“. Charmant präsentiert sich die Siegerin des „Eurovision Song Contest“ France Gall. Ihre Single-B-Seite „Wassermann und Fisch“ nimmt humorvoll die Astrologie aufs Korn. Joe Dassin, Sohn von Regisseur Jules Dassin, schlendert mal nicht über die „Champs-Elysees“, sondern kupfert mit „Sie war Ooh!“ „Get Back“ von den Beatles ab. „Mir geht es gut“, behauptet Weltstar Paul Anka und klingt dabei ebenso souverän wie bei „Diana“, „You Are My Destiny“ und „Lonely Boy“. Grand-Prix-Siegerin Sandie Shaws „Sommerwind“ stammt aus der Feder von TV- und Filmkomponist Peter Thomas. Gleich mehrere Interpreten wagen den Sprung vom Ostblock in den Westen: Die Skalden („Du hast mich lieb“) und Rote Gitarren („Ich steh‘ hier und warte“) stammen aus Polen, Kati Koväcs („Flügel mit zwei Beinen“) und I lies („Hier stand die Sonne hoch“) aus Ungarn. Aus Indien kommen Yvonne (Sue) und Heather (Sunny) Wheatman, die 1967 verzweifelt versuchten, mit „Shame On You“ als Duo zu starten. Doch mehr gefragt waren beide als Backgroundsängerinnen für Joe Cocker, Pink Floyd und T. Rex.

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