AGF/Delay – Symptoms

Nach Ellen Alliens SOOL-Album vom vergangenen Jahr darf einen im Programm des Labels BPitch Control aus Berlin nichts mehr wundern. Auch nicht die Ausweitung des stilistischen Horizonts zu einer Hyper-Pop-Avantgarde, die komplett aus dem üblichen Club-Kontexi herausgelöst ist. Auf dem 2007er Laub-Album DEINETWEGEN hat Antye Greie (AGF) mit Jürgen Kuhn den Blues in ein technoides Umfeld gerückt. Auf SYMPTOMS spürt Greye nun mit ihrem Lebensgefährten Sasu Ripatti (Vladislav Delay) dem Pop nach, der hier freilich dank Delay von ungeraden Beats, minimal-technoiden und -dubbigen Sounds begleitet wird. „Downtown Snow“ zum Beispiel wirkt wie ein zeitgenössischer R’n’B-Song, der von allem Schmand befreit ist. Oder anders ausgedrückt: Würde man manche Lieder auf SYMPTOMS wie „Downtown Snow“ oder „Congo Hearts“ einem „zeitgenössischen Pop-Produzenten“ kampflos überlassen, würden wir diese Stücke demnächst auf Radiosendern hören müssen, die wir normalerweise durchaus nicht hören wollen. Das sind tatsächlich und ohne irgendwelche Ausreden Pop-Songs. Pop einmal nicht als Entwurf, als Idee, als abstraktes Gedankenkonstrukt, wie man das sonst so gerne hat, wenn der Begriff auf experimentelle elektronische Musiker angewandt wird.

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