Sophia – There Are No Goodbyes

Würden die Regeln des Pop so funktionieren, dass der narzisstischste Songschreiber auch automatisch die besten Lieder komponiert, dann wäre Robin Proper-Sheppard längst ein Star. Der dauerselbstmitleidige Chef von Sophia und Ex-Vorsteher der 90er Indierockband God Machine liefert seit 1996 Platte für Platte ziemlich harten Stoff. Zunächst als Trio, machten Sophia zwei rein akustische Platten, die sich dahinschleppten wie hundert nasse Säcke und vor Weltschmerz-Thematik bald zerflossen. Die folgenden beiden Platten zeigten Sophia dann mit erweiterter Band und einem satteren Sound, aber die Grundstimmung blieb dieselbe. Auf TECHNOLOGY WONT SAVE US kulminierte die chronische Schwarzseherei des schwermütigen Mannes in einem Song, in dem Vater und Sohn vor der britischen Küste im Meer ertrinken, obwohl sie ein Handy dabeihaben. Auf THERE ARE NO GOODBYES führen Sophia diesen Ansatz fort, doch stellenweise ist das rein Depressive einem stilvollen Understatement gewichen. Man fühlt sich an die späten 80er erinnert, als sich die Diskokugel noch etwas langsamer drehte und Menschen weitabgewandt zu Dream Pop tanzten – im Gegensatz zu heute, wo man zu pseudomelancholischer Musik die Arme und Bierflaschen in die Luft reckt. Der eröffnende Titelsong mit seinen repetitiven Refrainzeilen lädt geradezu dazu ein, noch heute mit der Planung eines Retro-Shoegazer-Abends zu beginnen. Dieses Level hält die Platte noch einige Songs lang, bis die Gitarren gegen Ende immer weniger inspiriert wirken und die Geigen nur jammern, um noch ein wenig mehr an der Stimmungsschraube zu drehen. Natürlich ist auch wieder ein richtiger Downer dabei; im vordergründig hübschen Duett „Something“ quält Proper-Sheppard sein weibliches Gegenüber mit seinem anstrengenden Selbstmitleid und zählt all seine schlechten Eigenschaften und Fehlleiscungen auf. Trotzdem, auf THERE ARE NO GOODBYES finden sich einige der besten Stücke, die Sophia bislang gemacht haben. Wer also Lust hat, in den düsteren Kosmos unseres depressiven Freundes einzutauchen, wird es nicht bereuen. Allen anderen ist eher abzuraten.

VÖ: 24.4.

www.sophiamusic.com

Story S. 19: CD im ME S. 40